Kriminalstatistik 2022Schwere Gewaltdelikte im Kanton Bern haben letztes Jahr zugenommen
Im vergangenen Jahr gab es im Kanton Bern sieben vollendete und acht versuchte Tötungsdelikte. Und mehr schwere Körperverletzungen.

Auch im Kanton Bern gibt es immer mehr schwere Gewaltdelikte. Mit 210 Straftaten hat die Zahl im vergangenen Jahr einen neuen Höchstwert erreicht. Im Vorjahr waren es 176.
Das geht aus der Kriminalstatistik 2022 hervor, welche die Kantonspolizei Bern am Montag veröffentlicht hat. Die Statistik wird seit 2008 geführt.
Im vergangenen Jahr gab es demnach im Kanton Bern sieben vollendete und acht versuchte Tötungsdelikte. Sie wurden alle aufgeklärt. Deutlich zugenommen hat die Zahl der Fälle von schweren Körperverletzungen. Sie stieg von 77 auf 95.
«Wird weniger vor der Anwendung schwerer Gewalt zurückgeschreckt, muss uns dies als Gesellschaft aufrütteln», sagte Polizeikommandant Christian Brenzikofer gemäss Communiqué vor den Medien. «Hier sind auch wir als Polizei gefordert, genau hinzuschauen und mit geeigneten Massnahmen entgegenzuwirken.»
Kontakt zu Jungen etablieren
Bei den angezeigten schweren Körperverletzungen war gut jede vierte beschuldigte Person minderjährig. Diese Zahl bezeichnet die Polizei in ihrer Mitteilung als «auf hohem Niveau stabil». Sie wolle auch in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf die Bekämpfung der Jugendgewalt setzen, schreibt sie weiter. Als konkrete Massnahme hätten sich dabei unter anderem die sogenannten Jugendpatrouillen bewährt. (Mehr dazu lesen Sie hier: «Wir sind nicht ihre Freunde, aber schaffen mit Präsenz Vertrauen») Zusätzlich will die Polizei Präventionsarbeit an den Berner Schulen leisten.
Bei den schweren Körperverletzungen werden gemäss Statistik vier von fünf Fällen aufgeklärt. Bei den Vergewaltigungen liegt der Anteil mit 86 Prozent etwas höher. Im vergangenen Jahr wurden 94 Vergewaltigungen gemäss Strafgesetzbuch erfasst, zehn mehr als im Vorjahr.
Insgesamt weniger Straftaten
Insgesamt ging die Zahl der Straftaten im Kanton Bern zurück. Sie sank von 63’661 auf 57’434. Erfasst werden Verstösse gegen das Strafgesetzbuch StGB, das Betäubungsmittelgesetz BetmG und das Ausländer- und Integrationsgesetz AIG. Die meisten Straftaten (49’290) fielen unter das StGB, gefolgt von 6114 gegen das BetmG und 2030 gegen das AIG.
Für den Rückgang der Straftaten gibt es laut Polizei mehrere Gründe. In einigen Bereichen dürften die Rückgänge auch im Zusammenhang stehen mit der Einführung eines neuen Vorgangsbearbeitungssystems.
Zudem wurden aufgrund einer Praxisänderung weniger Drogenschnelltests durchgeführt. Das dürfte laut Polizei dazu beigetragen haben, dass deutlich weniger Übertretungsanzeigen wegen Drogenkonsums registriert wurden.
Einen Einfluss dürfte auch das Ende der Pandemie gehabt haben. Die Zahlen pendeln sich laut Polizei nun wieder auf dem Niveau vor 2020 ein.
Tiefe Einbruchszahlen
Den weitaus grössten Teil aller Straftaten machen mit gut 71 Prozent nach wie vor die Vermögensdelikte aus. Als positiv hebt die Polizei hervor, dass sich die Einbruchdiebstähle im Kanton Bern nach wie vor auf tiefem Niveau bewegen.
Im vergangenen Jahr waren es 2194 Einbruchdiebstähle. Bei Einführung der Statistik im Jahr 2008 waren noch über 5000 Einbruchdiebstähle erfasst worden.
SDA/ske
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