Mehrfamilienhäuser sind unerwünscht
Ein wuchtiges Nein der Gemeindeversammlung Grossaffoltern verhindert, dass auf dem Stygacher Wohnblöcke gebaut werden können.

Die IG Stygacher hatte gut mobilisiert, die Mehrzweckhalle Grossaffoltern war bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach einer heftigen, zweistündigen Diskussion stand das Verdikt fest: Mit 120 Nein- gegenüber 85 Ja-Stimmen bodigte am Freitag die Mehrheit die Abänderung der Überbauungsordnung, die den Bau von Mehrfamilienhäusern auf dem Stygacher ermöglicht hätte.
Gemeindepräsident Niklaus Marti (BDP) hatte eingangs der Gemeindeversammlung betont, dass nicht darüber abgestimmt werde, ob auf dem Stygacher gebaut werden könne. Es gehe nur darum, ob Mehrfamilienhäuser erstellt werden dürften. Auf der Leinwand wurde eine Visualisierung des Investors gezeigt mit neun zweistöckigen Gebäuden plus Attikageschossen.
Angst vor Wachstum
Viele Grossaffolter konnten sich mit Mehrfamilienhäusern auf dem Stygacher jedoch nicht anfreunden. Die Gegner äusserten Befürchtungen, dass die Bevölkerung zu rasch wachsen und das Dorf damit seinen ländlichen Charakter endgültig verlieren könnte.
Ein Anwohner sagte: «Wir sind dafür, dass gebaut wird, aber nicht so.» Schon heute seien die Schulklassen überfüllt, und zu Pendlerzeiten herrsche am Bahnhof ein Gedränge. «Ein Zuwachs von zwei- bis dreihundert Personen ist zu viel.»
Kritik gab es auch am zu geringen Abstand zu den Nachbarbauten, deren Besitzer nicht nur Lärm vom Spielplatz, sondern auch eine Wertverminderung ihrer Liegenschaften befürchteten. Es tauchten Fragen auf wie: «Was für Leute sollen angezogen werden?» Oder: «Genügt die vorhandene Infrastruktur?» Die Antwort von Gemeindepräsident Marti: «Der Gemeinderat beobachtet die Bevölkerungsstruktur sorgsam. Und unsere Infrastruktur genügt.»
Einfamilien- und Reihenhäuser
Seit den Sechzigerjahren ist der Stygacher Bauland. 2013 wurde die Parzelle zur Zone mit Planungspflicht (ZPP). Die 2014 vom Kanton bewilligte Variante sieht vor, dass Einfamilien- und Reihenhäuser gebaut werden könnten. Die Gemeinde und der Investor möchten das Land aber besser nutzen.
Die von der Gemeindeversammlung abgelehnte Änderung der ZPP hätte bis 50 Wohnungen ermöglicht. Dagegen gingen schon vorher sieben Einsprachen von Anwohnern des Stygachers ein. Bis jetzt wurde keine Einigung erzielt.
Nach dem Nein bleibt alles beim Alten. Das heisst: Es könnten 45 Prozent der Fläche zum Wohnen verwendet werden – allerdings nur für Einfamilien- und Reihenhäuser. Solche Bauten widersprechen jedoch dem aktuellen kantonalen Richtplan, der verdichtetes Bauen verlangt.
Dass die Planung jetzt wieder von vorne beginnt, schien einige Bürger nicht vollends zu beruhigen. Im Traktandum Verschiedenes beantragte eine Frau, dass der Gemeinderat berechnen solle, was eine Rückzonung des Stygachers in Landwirtschaftsland kosten würde.
Der Gemeindepräsident meinte, dass es da um Millionen gehen würde und eine Auszonung praktisch unmöglich sei. Der Stygacher bleibt also bis auf weiteres Bauland – vorläufig aber eine grüne Wiese.
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