Wie Julian Assange sich selbst ins Dilemma bringt
Mit seinem Verhalten untergräbt der Gründer der Plattform seine eigenen Anliegen. Meint der «Tages-Anzeiger»-Korrespondent Walter Niederberger.

Wikileaks ist eine wertvolle und nötige Organisation. Dank den rund 500 Depeschen, die bisher aus dem Innern der amerikanischen Diplomatie nach aussen drangen, wissen wir deutlich mehr über die komplexen Aussenbeziehungen der USA. So können wir uns die Scharnierfunktion Saudiarabiens im Mittleren Osten besser erklären. Wir wissen um den bedenklich wackelnden Zustand Nordkoreas. Und besser als bis anhin erkennen wir, warum China die Rolle des Vermittlers nur bedingt wahrnehmen kann. Dass die afghanische Regierung bis ins Mark korrupt ist, ist eher Allgemeingut. Die Depeschen erhellen immerhin, wie stark angefault die Länder sind und mit welch unzuverlässigen Figuren sich die US-Aussenpolitik herumschlagen muss.