Mieter wehren sich gegen Sozialwohnungen in Bern
Die Stadt Bern will an der Attinghausenstrasse im Breitenrain eine ganze Häuserzeile räumen, die 56 Wohnungen sanieren und sie anschliessend als günstigen Wohnraum vermieten. Jetzt setzen sich die Mieter zur Wehr.

«Wohnungen müssten geleert werden, um Platz zu machen. Im verlangten Tempo sind Kündigungen von Mietverhältnissen absehbar», prophezeite alt Gemeinderat Alexandre Schmidt (FDP) Ende 2013 gegenüber dieser Zeitung.
Es ging damals um die Frage, ob die Zahl der städtisch subventionierten Sozialwohnungen um 400 auf 1000 erhöht werden soll. Schmidt befürchtete, dass das Erreichen dieses Zieles einen Verdrängungsmechanismus auslösen könnte. Der Stadtrat stimmte dem Geschäft aber zu –Bedenken aus dem bürgerlichen Lager zum Trotz.
Nun zeigt sich, wie konkret Schmidts Befürchtungen waren. Michael Aebersold (SP) – ausgerechnet jener Mann, der Schmidt aus dem Gemeinderat verdrängte und auch gleich dessen Amt übernahm – setzte im Frühjahr durch, dass in den sanierungsbedürftigen Wohnblöcken an der Attinghausenstrasse Sozialwohnungen entstehen sollen. Nicht ein paar, sondern gleich alle 56 Wohnungen in allen drei Wohnblöcken.
«Integration statt Separation»
Das führt nun zu einer ziemlich absurden Situation: Wer als Einzelperson eine dieser frischsanierten Wohnungen im beliebten Breitenrain-Quartier beziehen will, darf über nicht mehr als 25‘000 Franken steuerbares Jahreseinkommen verfügen. Wohnen zwei Personen im selben Haushalt, beträgt diese Einkommenslimite 39'000 Franken, bei vier Personen 54'000. So steht es in den städtischen Vermietungskriterien für das Segment «Günstiger Wohnraum». Von den jetzigen Mietern an der Attinghausenstrasse erfüllen die Wenigsten diese Anforderungen.
Diese Mieter setzen sich nun gegen das städtische Regime zur Wehr. Mit einer Plakataktion an der Häuserwand machen die Bewohner der Attinghausenstrasse 31 derzeit auf ihr Anliegen aufmerksam. In einer Medienmitteilung kritisieren sie die Stadt. Sie gefährde mit ihren Plänen die soziale Durchmischung. Sämtliche Bewohner der Wohnblöcke wären nach der Sanierung Geringverdiener oder Sozialhilfebezüger. «Integration statt Separation» steht deshalb auf den Plakaten oder «Günstiger Wohnraum dringend ja, aber ohne Stigmatisierung».
Ganz selbstlos ist die Aktion aber nicht. Während die Bewohner der Hauseingänge 19-23 bereits die Kündigung erhalten haben, besteht für die Bewohner der Hauseingänge 25-31 noch ein wenig Hoffnung. Der Stadtrat muss im Herbst dem Kredit für die Sanierung dieser zweiten Bautappe erst noch zustimmen.
Laut «Der Bund» plant der jungfreisinnige Stadtrat Tom Berger einen Vorstoss einzureichen, um den Exodus an der Attinghausenstrasse noch zu verhindern. Statt aus allen Wohnungen sogenannte «GüWR-Wohnungen» (Günstiger Wohnraum mit Vermietungskriterien) zu machen, könnten so einige der alten Mieter bleiben und für etwas mehr soziale Durchmischung sorgen.
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