«Mit dieser Sache habe ich nichts zu tun»
Ein angebliches Trinkgelage kostet Stefan Abplanalp den Job bei Swiss-Ski. Der Gruppentrainer des Frauen-Speedteams wehrt sich gegen die Vorwürfe der Unprofessionalität. Es steht Aussage gegen Aussage.

Eklat bei Swiss-Ski: Der Schweizer Verband trennt sich von Gruppentrainer Stefan Abplanalp. Der Berner Oberländer, der in der sechsten Saison die Schweizer Abfahrerinnen betreute, wurde per sofort freigestellt.
Die jüngsten Vorfälle während der Weltcuprennen von letzter Woche in Sotschi hätten zu diesem bedauerlichen und unausweichlichen Schritt geführt. Abplanalp habe sich zum wiederholten Mal unprofessionell verhalten, hielt Swiss-Ski in einem Communiqué fest. In Sotschi war es an einer Einladung offenbar zu einem Trinkgelage gekommen, bei dem diverse Serviceleute involviert waren und bei dem sich auch ein ehemaliger russischer Trainer verletzte, als er von einem Glas getroffen wurde.
«Da war ich bereits im Bett»
«Mit dieser Sache habe ich nichts zu tun. Da war ich bereits im Bett», rechtfertigte sich Stefan Abplanalp, «man hat einen Grund für meine Freistellung gesucht, nachdem ich schon vor zwei Wochen angekündigt hatte, dass ich meinen Posten aufgebe.» Cheftrainer Mauro Pini und Abplanalp hatten in den letzten Wochen einige heftige Diskussionen geführt, die Trennung auf Ende Saison war absehbar. Abplanalp sagt: «Die persönlichen Differenzen wurden immer grösser. Ich konnte nicht mehr so kompromisslos arbeiten, wie ich mir das gewünscht hätte. Das Ganze war am Ende nur noch ein Machtspiel. Ich möchte aber klar festhalten: Ich bin ein seriöser Trainer.»
Doch es steht Aussage gegen Aussage. Swiss-Ski-Direktor Andreas Wenger jedenfalls sagt: «Wir haben andere Informationen, und zwar von verschiedenen Leuten. Erst in der Woche zuvor hatten wir einen ersten schriftlichen Verweis ausgesprochen. Als Arbeitgeber sind wir verpflichtet, Verantwortung zu übernehmen.» Thema sei stets der Alkohol gewesen.
Es sei letztlich auch nicht der Entscheid von Pini gewesen, Abplanalp zu entlassen, betont Wenger. Er selber habe zusammen mit Leistungssportchef Dierk Beisel den Schritt vollzogen, «weil zuviele Sachen vorgefallen sind, die ich in der Öffentlichkeit nicht gerne ausbreite. Aber eines ist festzuhalten: Stefan Abplanalp machte bei uns einen ganz hervorragenden Job.»
Beisel überbrachte Abplanalp den Freistellungs-Entscheid in der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Von dort aus wollte Abplanalp zu den nächsten Rennen nach Bansko weiter reisen. Das wird nun hinfällig. Unverhofft traf Abplanalp die Nachricht vom vorzeitigen Ende aber nicht. Er händigte Beisel bei der Zusammenkunft in Sofia gleich seine eigene Kündigung aus. Bis zum Ende der Saison wird nun also Cheftrainer Mauro Pini die Schweizer Abfahrerinnen interimistisch führen.
Freund von Tanja Frieden
Der seit einigen Jahren mit Snowboard-Olympiasiegerin Tanja Frieden befreundete Stefan Abplanalp kam in der Saison 2006/07 als Gruppentrainer in die Weltcup-Mannschaft der Frauen, zusammen mit dem damals ebenfalls neuen Cheftrainer Hugues Ansermoz. Seit zwei Jahren arbeitete der bei seinen Fahrerinnen sehr beliebte Abplanalp unter Mauro Pini. Bereits im letzten Frühling wäre es aber beinahe zu einem Abgang in Richtung Österreich gekommen. Abplanalp glaubt, dass auch dieser Fakt ein Grund dafür war, dass sein Verhältnis zu Mauro Pini immer schlechter wurde.
Mit Abplanalp fuhren die Schweizer Abfahrerinnen viele Erfolge ein, so auch im aktuellen Winter. Fünf Podestplätze gab es im Speed-Bereich, obwohl die Verletzungshexe zuletzt besonders unbarmherzig zuschlug. Anfang Januar beim Super-G in Bad Kleinkirchheim landeten noch vier Schweizerinnen im Super-in den Top 7, doch dann fielen mit Fabienne Suter und Dominique Gisin plötzlich die Teamleaderinnen aus. Im Moment steht nur noch ein Rumpfteam zur Verfügung. In Sotschi war Lara Gut als 17. der Abfahrt beste Schweizerin.
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