Neue Chancen für Langzeitarbeitslose in der Stadt Bern
Langzeitarbeitslose mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit sollen in der Stadt Bern dank eines neuen Konzepts eine Stelle finden. Während zwei Jahren erprobt das städtische Sozialamt in Kooperation mit den Wirtschaftsverbänden ein sogenanntes Teillohnmodell.

Das Modell basiert auf dem Prinzip, dass die Arbeitgeber nur die tatsächlich erbrachte Leistung bezahlen, wie der Berner Gemeinderat am Donnerstag mitteilte. Kann jemand bei einer Anstellung von 100 Prozent nur eine Leistung von 50 Prozent erbringen, muss der Betrieb nur 50 Prozent des üblichen Lohns bezahlen.
Weil die Löhne in den meisten Fällen nicht existenzsichernd sind, ergänzt das städtische Sozialamt das Arbeitseinkommen mit Sozialhilfeleistungen. Dabei will die Behörde darauf achten, dass sich die Arbeit für die unterstützten Personen auch finanziell lohnt.
Viele Personen, die vom Sozialamt unterstützt würden, hätten kaum eine realistische Chance, eine Stelle zu finden, schreibt der Gemeinderat. Wer nur eingeschränkt leistungsfähig sei und keine gute Berufsausbildung habe, bleibe oft längere Zeit arbeitslos.
40 neue Stellen vorgesehen
Im neuen Teillohnmodell arbeiten nun Wirtschaft und Verwaltung zusammen. Sie wollen ab Februar 2013 gemeinsam Stellen schaffen für Personen, die eingeschränkt leistungsfähig sind und Sozialhilfe empfangen.
Für die Stellenvermittlung gründen Wirtschaft und Verwaltung eine neue, gemeinnützige Firma. Die Vorbereitung der Stellensuchenden auf einen Arbeitseinsatz und die Beratung der Betriebe übernimmt das Kompetenzzentrum des Sozialamts.
Die Wirtschaft soll ihrerseits die Arbeitsplätze für die Personen, die Sozialhilfe erhalten, zur Verfügung stellen. Für die zweijährige Testphase ist es geplant, vierzig Arbeitsplätze zu schaffen.
Alle sollen profitieren
«Das Teillohnmodell führt zu einer zielgerichteten und nachhaltigen Integration von Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt», wird die Stadtberner Sozialdirektorin Edith Olibet in der Mitteilung zitiert. Das Projekt soll sich auch finanziell lohnen, indem es die Sozialhilfe entlastet.
Gemäss Bernhard Emch, dem Präsidenten der städtischen Sektion des Handels- und Industrievereins (HIV), profitieren alle von diesem Ansatz. Es handle sich um eine «Win-Win-Lösung».
Die Gewerkschaften stehen dem Projekt ebenfalls positiv gegenüber. Das Modell basiere auf den branchenüblichen Löhnen und führe nicht zu einem Lohndumping, heisst es in der Mitteilung.
Das Pilotprojekt kostet von Februar 2013 bis Februar 2015 maximal 385'000 Franken. Das Geld kommt aus dem Fonds für die Förderung der Vermittlungsfähigkeit von Arbeitslosen.
Gegen Sozialfirma
Eigentlich wollte die Stadt Bern die Beteiligung an einer neu zu gründenden Sozialfirma prüfen. Das Sozialamt stellte aber fest, dass diese Lösung für Bern nicht optimal sei.
Sozialfirmen seien vor allem dann erfolgreich, wenn sie in ein grösseres industrielles Umfeld eingebettet seien, schreibt der Gemeinderat. In der Region Bern fehle dies Voraussetzung. Somit hätte es eine Sozialfirma schwer, Aufträge zu ergattern.
Hinzu komme, dass Sozialfirmen viele gleichartige und durchwegs wenig qualifizierte Arbeitsplätze anbieten würden. Aus diesen Gründen entschied sich das Sozialamt für eine Alternative zum Modell der Sozialfirma.
SDA/toc
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