Neue Lebensräume geschaffen
Der Berweger-Hof in Illnau-Effretikon ist in der Endausscheidung um den WWF-Preis für Naturvielfalt.
Von Loredana Sorg Illnau-Effretikon – Statt farbigen Blumenwiesen säumen braune, kniehohe Krautstreifen die Felder und Wiesen von Landwirt Jürg Berweger. Trotzdem, oder gerade deswegen, gilt sein Betrieb in Bietenholz als Favorit für den WWF-Preis für Naturvielfalt. «Es sieht jetzt im Herbst tatsächlich nicht gerade schön aus», sagt Berweger, als er vor einem Ackersaum steht, «doch dieser ungemähte Streifen ist für das Überleben von Insekten und Vögeln im Kulturland wichtig.» Ausserdem werden verschiedenste Samen und Pflanzen im Frühling auskeimen und den braunen Streifen wieder in eine farbige Blumenwiese verwandeln. Berweger verfolgt diese mehrjährige Entwicklung zum ersten Mal, weshalb er sich trotz Kälte in den Wirrwarr von Kräutern und Gräsern stürzt. «Es hat bereits Rosetten von Königskerzen und Wiesensalbei», vermeldet er nicht ohne Stolz. Die Pflanzen haben im laufenden Jahr eine Blattrosette gebildet und werden im nächsten Frühling blühen. Denn die Wildblumenmischung, die Berweger als Ackersaum am Rande seines Maisfeldes angebaut hat, bringt jedes Jahr andere Pflanzen zum Vorschein. Obwohl sich der Bietenholzer Landwirt anfänglich primär für Vögel interessierte, begeistern ihn die extensiven – also wenig bewirtschafteten – Wiesen je länger je mehr: «In diesem Jahr blühten hier Mohn und Kornblumen, zeitweise leuchtete der ganze Streifen wie ein rotes Meer.» Von Fachleuten beraten lassen Den Ackersaum gesät sowie junge Hochstammobstbäume und Hecken gepflanzt haben Jürg Berweger und seine Frau Astrid im Rahmen eines Pilotprojekts von IP Suisse, der Vereinigung von Bauern und Bäuerinnen, die auf ihrem Hof umweltschonend und tiergerecht produzieren. Als Pilotbetrieb schafft Berweger natürliche Lebensräume in seinen Feldern und Wiesen, welche die Biodiversität fördern sollen. Zusammen mit Fachleuten hat er Massnahmen ausgearbeitet, die genau auf die Umgebung rund um Bietenholz zugeschnitten sind und deren Erfolge nach sechs Jahren ausgewertet werden. Markus Jenny von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach hat ihn dabei beraten und dazu motiviert, bei zwei Biodiversitäts-Wettbewerben mitzumachen. Beim nationalen Wettbewerb von Agridea und der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft wurde der Berweger-Hof bereits mit einer Silbermedaille für sein umfassendes Projekt ausgezeichnet. Beim WWF-Preis für Naturvielfalt stehen die Chancen gut, dass er als einer von elf Favoriten den Preis gewinnt. Grünspecht anlocken «Zusätzliche Motivation brauche ich zwar nicht», sagt Berweger, der vom Artenreichtum ohnehin begeistert ist. «Aber die Teilnahme am Wettbewerb bringt unser Engagement für die Natur an die Öffentlichkeit.» Das Preisgeld des Wettbewerbs, für den sich über 1200 Projektleiter beworben haben, will er in weitere Massnahmen zur Förderung der Biodiversität stecken. Auch der ehemalige Betriebsleiter Walter Berweger, Astrid Berwegers Vater, beginnt sich für die Extensivierung zu begeistern. Während er dem Pilotprojekt anfangs eher skeptisch gegenüber stand, sammelten seine Bienen auf den blumenreichen Flächen so viel Nektar, dass er Ende Jahr besonders viel Honig in den Waben fand. Selbst wenn Naturschutz nicht immer nur schön und bunt ist, bereichert er den Berweger-Hof. Die Preisverleihung findet am 4. Dezember um 11 Uhr im Naturhistorischemn Museum der Burgergemeinde Bern in Bern statt. Jürg Berweger lässt an seinen Wiesenrändern Krautstreifen wachsen – ein Tummelplatz für Insekten und Vögel.Foto: ls
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch