Nordkorea fordert gemeinsame Ermittlungen zu Sony-Attacke
Das FBI macht Nordkorea für den Hackerangriff auf Sony verantwortlich. Das Land jedoch weist jegliche Schuld von sich – und kündigt nukleare Aufrüstung an.
Im Streit um den aufsehenerregenden Hackerangriff auf die Filmproduktionsfirma Sony Pictures Entertainment hat Nordkorea den USA gemeinsame Ermittlungen angeboten. Ein Sprecher des Aussenministeriums in Pyongyang erklärte, das Land könne den Vereinigten Staaten beweisen, dass es nicht verantwortlich sei für den massiven Cyberangriff vom November. Die USA hatten das abgeschottete kommunistische Land offiziell der Hackerattacke beschuldigt.
Es handele sich um eine «typische» Taktik der Regierung in Pyongyang, sagte der Analyst Koh Yu-hwan von der Dongguk-Universität in Seoul. Eine solche gemeinsame Untersuchung habe Nordkorea 2010 auch der Regierung in Südkorea vorgeschlagen, nachdem Pyongyang des Beschusses eines südkoreanischen Schiffes beschuldigt worden war. Bei dem Vorfall kamen 46 südkoreanische Matrosen ums Leben.
Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats des Weissen Hauses, Mark Stroh, sagte in Washington, die USA hielten an der Schlussfolgerung der Bundespolizei FBI fest, wonach Pyongyang für die Attacke verantwortlich sei. «Die Regierung von Nordkorea hat eine lange Geschichte des Leugnens der Verantwortung für zerstörerische und provozierende Aktionen», sagte Stroh. «Wenn die nordkoreanische Regierung helfen will, können sie ihre Schuld zugeben und Sony für die Schäden entschädigen, die dieser Angriff verursachte.»
Grundsatzdebatte über die Meinungsfreiheit
Bei dem Hackerangriff, der offensichtlich mit dem Sony-Film «The Interview» über ein fiktives Attentat auf Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un in Verbindung stand, waren massenhafte hochsensible Mitarbeiterdaten sowie Drehbücher und anderes Material gestohlen worden. Nach Bombendrohungen gegen Kinobetreiber in den USA sagte Sony den für 25. Dezember geplanten Start des Streifens ab.
Diese Entscheidung entfachte in den USA eine Grundsatzdebatte über die Meinungsfreiheit. Präsident Barack Obama kritisierte in seiner Pressekonferenz zum Jahresende die Absage als «Fehler». «Wir können keine Gesellschaft zulassen, in der ein Diktator irgendwo anfängt, Zensur auszuüben», sagte er. Auch Hollywoodstar George Clooney und der brasilianische Schriftsteller Paulo Coelho verlangten die Veröffentlichung des Films.
Keinerlei Beweise
Zeitgleich zu dem Vorschlag der gemeinsamen Ermittlungen stiess der Sprecher des nordkoreanischen Aussenministeriums auch Drohungen aus, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldete: Sollte Washington das Angebot gemeinsamer Ermittlungen ablehnen, drohten den USA «ernste Konsequenzen», sagte er, ohne Details zu nennen. «Wir können beweisen, dass wir nichts mit dem Fall zu tun haben, ohne auf Folter zurückzugreifen, wie es die CIA tut», sagte der nicht namentlich genannte Ministeriumssprecher weiter.
Zugleich warf er den USA vor, keine ausreichenden Beweise zu haben. Das FBI hatte jedoch erklärt, es gebe genügend Informationen, dass es sich um einen Hackerangriff aus Nordkorea handele. Unter anderem seien Ähnlichkeiten in der Schadsoftware zu anderen Vorfällen festgestellt worden, die ebenfalls Nordkorea zugeschrieben würden.
Der nordkoreanische UN-Diplomat Kim Song sagte seinerseits, sein Land stecke nicht hinter der Attacke. Der Film diffamiere aber «das Bild unseres Landes» und verhöhne «unsere Staatshoheit».
AFP/sda/AP/wid/chk
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch