Opel muss mehr leisten
Nach 88 Jahren wird Opel von General Motors an die französische PSA-Gruppe verkauft. Diese muss nun schaffen, woran GeneralMotors gescheitert ist: Opel profitabel machen.

Die Ankündigungen klingen voller Zuversicht. Man werde einen «europäischen Autochampion» schaffen, sagte der Chef des französischen PSA-Konzerns, Carlos Tavares, über den Kauf von Opel. Von einer «neuen Ära» und einer «historischen Ankündigung» sprach Opel-Chef Karl-Thomas Neumann. Nach 88 Jahren Zugehörigkeit zu General Motors (GM) gehen Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall an PSA (Peugeot, Citroën, DS).
Bis Jahresende soll die Transaktion über die Bühne gehen, wie PSA und GM gestern mitteilten. 1,3 Milliarden Euro (knapp 1,4 Milliarden Franken) zahlen die Franzosen. Hinzu kommen 900 Millionen Euro für das Finanzierungsgeschäft von GM Financial, das PSA zusammen mit der BNP Paribas betreiben will. Die Grossbank steuert hierzu 400 Millionen Euro bei. GM finanziert zudem Pensionsverpflichtungen im Umfang von 3 Milliarden Euro. Mit knapp 17 Prozent Marktanteil in Europa wird PSA/Opel nach dem Volkswagen-Konzern (24 Prozent) zur Nummer zwei auf dem Kontinent.
Opel muss selbst sanieren
Tavares bekräftigte, dass PSA sich an die Zusagen von GM für Beschäftigung und Standorte halten will. Für rund 19'000 deutsche der 38'000 Opel-Mitarbeiter bedeutet dies, dass sie bis Ende 2018 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt sind. Auch das Versprechen, bis Ende 2020 in die drei deutschen Standorte Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach zu investieren, soll Bestand haben. Was danach wird, ist aber unklar. Der einzige Schutz sei Leistung, sagte Tavares in Paris. Opel hat neben den deutschen Standorten auch Werke in Polen, Ungarn, Spanien und Österreich.
Opel bleibt selbstständig mit eigenem Management, muss aber die Kehrtwende selbst schaffen, wie der PSA-Chef deutlich machte. Es sei ein Problem, wenn ein Unternehmen seit 10 Jahren in den roten Zahlen sei. Selbst im guten Autojahr 2016, in dem Neumann eigentlich schwarze Zahlen schreiben wollte, fiel bei GM Europe ein Minus von 257 Millionen Dollar an. Für den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer ist Opel ein Sanierungsfall. 2020 soll Opel eine Marge von 2 Prozent abliefern, 2026 sollen es 6 Prozent sein. In dem Jahr setzt Tavares auf Synergieeffekte im Umfang von 1,7 Milliarden Euro.
Auch wenn Opel bald von vom PSA-Sitz in Paris gelenkt wird, die komplette Abnabelung vom langjährigen Eigentümer in Detroit wird sich noch Jahre hinziehen. Für Modelle, die auf GM-Basis entwickelt wurden, kann Opel die Lizenzen noch eine gewisse Zeit nutzen. Das gilt etwa für den Elektro-Opel Ampera-e, der in den USA als Chevrolet Bolt vom Band rollt. Da eine Modellreihe etwa 7 Jahre im Markt läuft, dürften erst etwa 2025 alle Opel auf PSA-Plattformen umgestellt sein.
Als die Übernahmepläne im Februar bekannt wurden, war die Politik aufgeschreckt. Tavares bemühte sich um Offenheit. Er telefonierte mit Kanzlerin Merkel und sprach mit Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries. Opel bekommt eine gewisse Schonfrist. Darüber sind die Politiker in Deutschland im Jahr der Bundestagswahl erleichtert. Zypries und die Ministerpräsidenten der drei betroffenen Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen begrüssten die Zusagen von PSA, mahnten aber Transparenz für die Arbeitnehmer an.
Politik hat nichts zu sagen
Viel mehr ausrichten können die deutschen Politiker nicht. Das Sagen hat PSA. Der Konzern hat fast fünfmal so viele Mitarbeiter wie Opel/Vauxhall und eine harte Sanierung bereits hinter sich. Zudem ist der französische Staat mit knapp 14 Prozent an PSA beteiligt. Der Konzern machte 2016 rund 1,7 Milliarden Euro Gewinn. Tavares wird auch Opel auf schwarze Zahlen trimmen.
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