Opel-Verkauf schürt Angst um Jobs
General Motors schreckt die deutsche Regierung mit Verkaufsplänen für Opel an den PSA-Konzern auf. Es geht um über 18'000 Jobs in Deutschland und doppelt so viele in Europa.

Die Ankündigung kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Der mögliche Verkauf von Opel durch General Motors an den französischen PSA-Konzern, dem unter anderem die Unternehmen Peugeot und Citroën gehören, verunsichert die Beschäftigten des Unternehmens. Auch die Politik wurde kalt erwischt.
Am Dienstag hatten GM und PSA mitgeteilt, man spreche über strategische Initiativen zur Steigerung der Profitabilität einschliesslich der möglichen Übernahme von Opel und Vauxhall, der britischen Schwester.
Der Opel-Vorstand soll am Dienstagmorgen davon erfahren haben, Opel-Chef Karl-Thomas Neumann nur wenig früher, meldete das «Manager Magazin». GM-Chefin Mary Barra reiste umgehend nach Deutschland, um die Opel-Spitze am Stammsitz im hessischen Rüsselsheim zu informieren.
GM-Chefin wirbt für Verkauf
In einem Schreiben an die Mitarbeiter warb Barra für den Verkauf. Dieser würde aufgrund der «ergänzenden Stärken beider Unternehmen ihre Position auf den sich rasch verändernden europäischen Märkten verbessern», zitiert die «Allgemeine Zeitung» aus Mainz aus dem Brief. «Wir würden alles daransetzen, bei der Transaktion sicherzustellen, dass die Interessen aller Beteiligten gewahrt bleiben», versicherte Barra. Einschränkend fügte sie hinzu, es gebe keine Garantie für eine Einigung. Die Gespräche seien noch nicht weit fortgeschritten.
2009 auf der Kippe
Gewerkschaft und Betriebsrat sehen in der Ankündigung eine Missachtung deutscher und europäischer Mitbestimmungsregeln. Sie fühlen sich an 2009 erinnert, als die Existenz von Opel auf der Kippe stand. GM selbst wurde damals nur mit Milliarden aus Washington gerettet.
Monatelang wurde um die Zukunft von Opel gerungen, es gab Krisentreffen im Kanzleramt. Die Bundesregierung, auch damals ein Bündnis aus Union und SPD, feierte sich kurz vor der Bundestagswahl als Retter von Opel. Am Ende blies GM den Verkauf ab. Als Barra kurz nach Amtsantritt im April 2014 nach Rüsselsheim reiste, gab sie ein Bekenntnis zu Opel ab und versprach Investitionen. Die Schliessung des Werkes in Bochum Ende 2014 hatte noch ihr Vorgänger Dan Akerson auf den Weg gebracht.
Dauerhafter Verlustbringer
Knapp zwei Jahre nach Barras erster Visite sind die Versprechen Vergangenheit. Seit 1929 gehört Opel zu GM, nun haben die Amerikaner offenbar die Geduld verloren. Seit 1999 liefert die Tochter Verluste ab, auch im guten Autojahr 2016, in dem Neumann eigentlich schwarze Zahlen schreiben wollte. Den Verlust von umgerechnet 257,6 Millionen Franken erklärte Neumann mit dem Brexit und der Abwertung des britischen Pfunds.
Politik wird aktiv
Die deutsche Bundesregierung und drei Landesregierungen wollen nun aktiv werden. Opel hat Standorte in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach. Rund 35'600 Beschäftigte arbeiten für GM Europe, 18'250 sind es in Deutschland. Im Bundeskabinett wurde der Fall Opel am Mittwoch «intensiv diskutiert», sagte Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD). Die Bundesregierung wolle die Gespräche über die Zukunft von Opel «begleiten», und zwar «mit einiger Dringlichkeit», betonte Regierungssprecher Steffen Seibert.
Nahles, Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) und Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) werden mit dem Opel-Management, den Arbeitnehmern und vor allem ihren französischen Amtskollegen sprechen. Kanzlerin Angela Merkel will sich zunächst ständig unterrichten lassen. Möglicherweise wird sie auch eingreifen, PSA-Chef Carlos Tavares hat schon angekündigt, sich mit ihr treffen zu wollen.
Oberste Priorität habe der Erhalt der drei Standorte, betonte Nahles. Auch müsse Rüsselsheim als Zentrale erhalten bleiben und dürfe keine Unterabteilung von PSA werden. Der französische Staat hält immerhin 14 Prozent an PSA.
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