Operation Lampedusa: Die Schweiz hilft mit
Die Befürchtungen einer Flüchtlingswelle seien berechtigt, sagt Migrations-Chef Eduard Gnesa. Die Schweiz hilft derweil, die EU-Grenze gegen Migranten aus Nordafrika abzusichern.

Der Schweizer Migrations-Chef Eduard Gnesa warnt im Interview mit der Zeitung «Sonntag» vor den Flüchtlingswellen aus Nordafrika. «Selbst Jugendliche mit guter Ausbildung finden keinen Job. Diese zieht es nach Westeuropa», sagt Gnesa. Dazu seien vor allem jene Länder von der Migration betroffen, die von korrupten Diktatoren regiert würden.
Erst wenn sich diese Länder in funktionierende Demokratien entwickelt hätten, würden die gut ausgebildeten Leute ohne Jobs nicht mehr weiterwandern. Angesichts dieser Situation sind für Gnesa die Befürchtungen Europas vor einer Flüchtlingswelle berechtigt. Europa und die Schweiz könnten «unmöglich wenig qualifizierte Arbeitskräfte aus aller Welt unbeschränkt aufnehmen». Die westliche Welt könne den «weniger entwickelten Staaten in Zukunft aber mehr Angebote im Bereich Ausbildung, Stagiaire und Bildung machen».
Im Gegenzug müssten sich diese Staaten dazu bereit erklären, ihre eigenen Staatsangehörigen zurückzunehmen. Gnesa setzt in Migrationsfragen auf internationale Kooperation. «Auch im nordafrikanischen Raum werden wir den Migrationsdialog intensivieren», so Gnesa, «darin legen beide Seiten ihre Probleme auf den Tisch. Später folgt eine Migrationspartnerschaft, die auch ein Rückübernahmeabkommen enthalten soll.»
Operation Lampedusa
Die Europäische Grenzschutzagentur Frontex beginnt an diesem Sonntag ihren Einsatz an der italienischen EU- Aussengrenze. Italien solle angesichts der Flüchtlingswelle aus Nordafrika - und speziell aus Tunesien - geholfen werden, teilte EU- Innenkommissarin Cecilia Malmström am Samstag in Brüssel mit. Der Einsatz trage den Namen «Hermes». Von Frontex koordiniert werden Experten anderer Mitgliedstaaten, Flugzeuge und Patrouillenboote eingesetzt. Zu ihrer Anzahl wurden keine Angaben gemacht.
Die EU antworte mit der Operation auf eine italienische Anfrage von Mitte der Woche. Malmström hatte bereits am Donnerstag den Frontex- Einsatz in Aussicht gestellt. «Das ist ein deutliches Signal der Solidarität der EU-Mitgliedstaaten und ein Beweis für die Verpflichtung der Kommission, Italien in dieser schwierigen Situation zu helfen», erklärte die schwedische Kommissarin.
Schweiz schickt drei Fachkräfte
Der italienische Innenminister Roberto Maroni bedankte sich nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa bei Malmström für die Unterstützung. Nach italienischen Angaben waren über 5000 Menschen auf der kleinen süditalienischen Insel Lampedusa unweit Tunesiens gelandet. In Kommentaren war von einem «Exodus biblischen Ausmasses» die Rede gewesen.
Frontex verfügt über keine eigenen Kräfte, sondern muss Personal und Ausrüstung bei den EU-Mitgliedstaaten anfragen. Als Schengen- Mitglied stellt auch die Schweiz der EU drei Fachleute für den «Hermes»-Einsatz zur Verfügung. Allerdings ist noch nicht klar, ob sie von der EU auch angefordert werden.
Nach Angaben aus Brüssel werden sich zunächst rund 30 Beamte beteiligten, ein Flugzeug sowie mehrere Schiffe sollten demnach in der Region patrouillieren. EU-Kommissarin Malmström sprach von einem «deutlichen Signal der europäischen Solidarität».
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