Freund von Kneubühl: «Ich möchte Dir helfen»
Peter Hans Kneubühl ist auch am frühen Montagmorgen unauffindbar. Die Polizei tappt weiterhin im Dunkeln. Nun soll der Rentner durch einen Appell eines Freundes aus seinem Versteck gelockt werde.
Man wolle sich nicht zur Entwicklung äussern, sagte Ronald Wüthrich von der Einsatzzentrale in Biel der Nachrichtenagentur SDA gegen 4.30 Uhr. Die Schule im Lindenquartier bleibt aus Sicherheitsgründen geschlossen.
Mit einem handschriftlichen Appell forderte unterdessen ein Freund namens Bobi den flüchtigen Bieler Rentner dazu auf, sich bei ihm zu melden. Er sei aufgrund der Medienberichte in die Schweiz gereist, weil er ihm helfen möchte.
«Da ich keine andere Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit Dir habe, wähle ich diesen Weg. Ich vertraue der Polizei dass sie die Nachricht veröffentlicht», schreibt der Bekannte im Brief an Peter Hans Kneubühl, der vergangene Woche zweimal auf die Polizei geschossen und dabei einen Polizisten schwer verletzt hat.
Es sei ein Versuch wert
Die Polizei hofft mit der Veröffentlichung des Appells, endlich einen Kontakt zum Flüchtigen herzustellen. «Es ist ein Versuch wert», sagte Polizeisprecher Stefan von Below und bat ausdrücklich darum, die Telefonnummer (031 634 73 42) im Schreiben zu kommunizieren.
Wenn Peter Hans Kneubühl «die Medien konsumiert, was wir annehmen», solle er diese auch erfahren. Von Below bestätigte, dass es sich dabei um eine Nummer der Polizei handelt. «Es war der einfachste Weg, dem Bekannten, der ja aus dem Ausland anreiste, schnell eine Nummer zur Verfügung zu stellen.»
Sympathien nicht verscherzen
«Ich kann verstehen was in Dir vorgeht in dieser schwierigen Zeit. Deine Ideale, Deine Lebensziele, Deine Hoffnungen sind nach und nach zerbrochen, obschon Du stets gekämpft und alles versucht hast. (...) Deine Aktion hat die Öffentlichkeit aufmerksam gemacht», schreibt der Bekannte in seinem Appell.
«Deine Begehren und Deine Lage werden erkannt. Sollte es aber zu weiteren Verletzten kommen, wird auch die Sympathie für Deine Anliegen bei der Bevölkerung schwinden. Ich bitte Dich daher, nicht Unrecht mit Unrecht zu vergelten und Dich zu melden.»
Fahndung geht weiter
Die Fahndung nach dem Flüchtigen werde mit «unverminderter Intensität weitergeführt», so die Polizei.
Es bleibe das oberste Ziel, den Mann zu fassen, «bevor er weitere Personen gefährden kann». Sämtliche verfügbaren Informationsquellen würden ausgewertet, um Hinweise auf seinen Aufenthaltsort zu gewinnen.
Sie informierte am Samstag auch über den verbesserten Gesundheitszustand des angeschossenen Polizisten. Dieser habe nach einer Operation von der Intensivstation auf die Pflegeabteilung verlegt werden können.
In Biel alles ruhig
In Biel und insbesondere im betroffenen Lindenquartier, wo das Haus des Rentner steht, blieb am Wochenende alles ruhig. In der Nacht auf Sonntag hatten Anwohner des Quartiers in einem nahen Wald Detonationen gehört. Dabei habe es sich sicher nicht um Schüsse gehandelt, sagte Polizeisprecher von Below.
Die Schulleitung der Lindenschule hat aber in Absprache mit der Polizei beschlossen, den Schulbetrieb am Montag aus Sicherheitsgründen noch nicht wieder aufzunehmen, wie der Kommandant der Berner Kantonspolizei, Stefan Blättler, am Sonntagabend der Tagesschau des Westschweizer Fernsehens sagte.
Filmreife Vorbereitung
Am Samstag konnte die Polizei in Biel ein genaueres Bild des Mannes abgeben, der mit allen Mitteln eine Zwangsversteigerung seines Elternhauses verhindern will.
Aus dem Tagebuch und Dokumenten schliesst die Polizei, dass der 67-Jährige, ein Mathematiker, intelligent und perfektionistisch ist. Jahrelang scheint er sich auf einen Konflikt mit der Polizei vorbereitet zu haben - bis hin zu Checklisten und baulichen Massnahmen in seinem Haus.
«Wir sehen ihn als einen Mann, der alles vorbereitet hat, um am 8. September eine letzte, finale Auseinandersetzung mit dem Staat und der Polizei als Vertreter des Staates zu führen und dabei zu sterben», sagte Matthias Herter, Leiter Verhandlungsgruppe der Kantonspolizei Bern, am Samstag vor den Medien in Biel.
Gleichzeitig sieht sich die Polizei mit immer schärferer Kritik an ihrem Einsatz konfrontiert. Blättler wies am Samstag die Medien darauf hin, jetzt sei nicht der geeignete Moment, den Einsatz der Polizei zu hinterfragen. Der Einsatz werde zu gegebener Zeit analysiert.
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