Kolumne Christian SeilerPlötzlich diese Übersicht!
Abseits der Touristenfallen findet man in Venedig sein kulinarisches Glück. Etwa in Form eines lauwarmen Oktopussalats, der sich auch selbst zubereiten lässt.

Es gibt einen Ort in Venedig, an dem ich mich besonders zu Hause fühle. Es ist eine kleine Bar, die sich zwar Osteria nennt, aber kaum etwas Anderes als Tramezzini oder Schinken-Käse-Toasts zu essen anbietet, einmal abgesehen von den Kartoffelchips zu den bunten Getränken, die man hier am frühen Abend einnimmt. Die Osteria da Moro befindet sich an der Fondamenta Sant’Eufemia auf der Giudecca, also in jenem Teil Venedigs, wo abseits des Tourismus ein ziemlich dörfliches Leben stattfindet, und die Bar mit ihren zehn Tischchen am Wasser und dem winzigen Innenraum ist ein Zentrum dieses Lebens. Täglich treffen sich hier dieselben Damen und Herren, um einen Kaffee zu trinken oder einen Schluck Wein, sie rauchen eine Zigarette, plaudern, streicheln die Hunde der jeweils anderen, scherzen mit den Kellnerinnen, die auch schon seit Jahren hier arbeiten, rücken ihr Tischchen in den Schatten und stehlen sich ein bisschen Zeit.