Beten und Drachen töten am Shnit
Im Rahmen des Kurzfilmfestivals Shnit fand am Sonntag in der Heiliggeistkirche ein Filmgottesdienst statt. Der Organist Marc Fitze begleitete live einen Kurzfilm, bei dem es um innere und äussere Dämonen ging.

Es ist ein ganz normaler Gottesdienst in der Heiliggeistkirche – und doch ist etwas anders. Pfarrer Andreas Nufer begrüsst seine Schäfchen im Namen Gottes vor einer Leinwand. Hier flimmert gleich ein Kurzfilm, der von Organist Marc Fitze live begleitet wird.
Es ist der neunminütige Film «The Ordinary» (2016) der belgischen Brüder Julien und Simon Dara. Ein junger Mann erschlägt in einem properen Vorort mit einem Beil ein Monster, wie man es bereits aus anderen Filmen im Stil von «Alien» kennt.
Danach folgt die Katharsis – die Reinigung. Regen setzt ein, der Mann wäscht sich, trinkt Wasser und beginnt auf der menschenleeren Strasse mit blutverschmiertem T-Shirt zu tanzen. Er folgt dabei seiner ureigenen expressiven Choreografie.
Bereits zum siebten Mal nutzt das Filmfestival Shnit unter dem Motto «Holy Shnit» die Heiliggeistkirche als Spielstätte. Pfarrer Nufer bettet den Film gekonnt in seine Predigt ein. Es geht um Georg den Drachentöter, um unsere inneren und äusseren Dämonen.
Doch auch wenn diese Analogie auf der Hand liegt, dürfen die Gemeindemitglieder – das gemeinhin junge typische Shnit-Publikum ist nicht aufgekreuzt – zuerst ihren Assoziationen freien Lauf lassen.
Drache steht für das Böse
«Es geht um Zorn, Hass und Vergebung», meldet sich ein älterer Mann zu Wort. Jemand anderes verweist auf die sauber gepflegte Umgebung im Film, in der ein Mensch mit sich kämpfe. «Es könnte auch hier passieren.» Eine Frau findet den Film beklemmend. «Ich war mittendrin.» Ganz anders sieht dies eine weitere Frau. «Ich habe den Film als befreiend erlebt. Da hat sich jemand seinen Ängsten gestellt.»
Es spricht für Julien und Simon Daras Film, dass die in so wenigen Minuten erzählte Geschichte so viele verschiedene Gefühle auszulösen vermag. Pfarrer Nufer hat im Anschluss die passende Bibelstelle parat, in der ein Engel vom Himmel herabsteigt und einen Drachen fesselt.
Für 1000 Jahre konnte dieser angeblich die Menschen nicht mehr verführen, bevor er für kurze Zeit wieder freigelassen werden muss. Die Drachen stünden in der Bibel für das Böse und das Chaos, so Nufer.
Nicht zum Tanzen
Der berühmteste Drachentöter ist natürlich der Heilige Georg. Er ist so etwas wie ein Popstar unter den Heiligen, ziert Wappen, gab Georgien seinen Namen und hilft angeblich gegen Fieber, Pest und schlechtes Wetter, während er die Feuerwehr, Wanderer und viele mehr beschützt.
In der Offenbarung stehe der Drache für das Römische Reich, das die Christen verfolgte, führt Nufer aus. «Welche Drachen sollen wir an die Kette legen? Was bedroht Sie?», fragt der Geistliche in den Raum. Jeder brauche Reinigung, ist Nufer überzeugt.
Das Wasser im Film versteht er auch als Zeichen der Taufe. «Wenn Sie tanzen möchten, tun Sie es», fordert er schliesslich seine Gemeinde auf. Das ist dann doch etwas viel verlangt.
Shnit: noch bis zum 28.10., www.shnit.org.
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