Frauenverein hat Grund zum Feiern
«Gemeinsam für Biglen», ehemals der gemeinnützige Frauenverein, feiert an diesem Wochenende sein 100-jähriges Bestehen.

Wenn sie erzählt, dass sie im Vorstand des Frauenvereins Biglen ist, ernte Sonja Bossard erstaunte Blicke. «Wir haben eine gute Altersdurchmischung. Das ist uns wichtig» erklärt ihre Vorstandskollegin Nadya Bichsel. Der Verein arbeite meist im Hintergrund, womit der Öffentlichkeit verborgenen bleibe, wie er sich immer wieder der Zeit anpasse, fügt Margrith Lüthi an. Sie präsidierte den Verein von 1985 bis 1994. Vor vier Jahren öffnete sich der Verein, gab sich den Namen «Gemeinsam für Biglen». Seither sind auch Männer willkommen. Es ist eine Neuerung von vielen in den letzten hundert Jahren der Vereinsgeschichte.
Die Urkatastrophe
Europa 1918. Die Not nach dem Krieg ist gross. Auch die Schweiz, zwar von den Kämpfen verschont, ist gebeutelt. Es fehlte an allem. «Der Frauenverein hat damals abendelang genäht und gestrickt», sagt Margrith Lüthi. Die Wäsche, die Strümpfe und Socken verteilten die Frauen paketweise an die Bedürftigen der Gemeinde.
In dieser Zeit verabschiedete der Frauenverein Biglen erstmals Statuten. «Frauen und Töchter in ihren Berufen beraten und fördern» hielten diese fest. «Es war der Schweizerische Frauenverein, der die ersten Hauspflegeschulen aufgleiste», sagt Margrith Lüthi. Und auch in Biglen schuf der Verein einen Pflegedienst. Finanziert aus einem eigenen Kässeli. «Die Gemeinde war am Angebot zwar interessiert, wollte es aber nicht bezahlen.» Erst einige Jahre später ging die Aufgabe zur Gemeinde über.
Die Emanzipation
Schweiz 1971. Frauen bekommen das Stimmrecht. Der Frauenverein Biglen verhielt sich erst zurückhaltend. Denn er ist politisch neutral. Erst spät engagierten sich die Frauen in Biglen und organisierten einen Vortragsabend zum Thema. «Der Frauenverein bot schliesslich auch Kurse in Staatskunde an», erzählt Margrith Lüthi.
Das grosse Thema sei damals aber der Kindergarten gewesen. Margrith Lüthi war damals bereits im Verein. «Wir stiessen im Dorf auf Widerstand.» Die Mütter sollten doch selbst auf ihre Kinder aufpassen, war eine weitverbreitete Meinung. Der Frauenverein habe daraufhin Geld gesammelt. Die Idee: Wenn man Geld vorweisen könne, würde die Gemeinde das Vorhaben vielleicht unterstützen. Im Mai 1972 fand schliesslich die entscheidende Gemeindeversammlung statt, 1973 wurde der Kindergarten eröffnet.
Die Engagements
Biglen 1985. Der Frauenverein organisiert erstmals den Adventsmärit. Der Erlös, über 12 000 Franken, kam dem neuen Schulhaus zugute. Einnahmen aus weiteren Verkäufen – zum Beispiel vom Backwarenverkauf in Bern – spendete der Verein regelmässig. Begünstigt waren gemeinnützige Institutionen.
«Wir sind alle mit viel Herzblut dabei.»
Überdies half der Verein mit, Dienstleistungen im Dorf aufzubauen. Neben dem Kindergarten waren dies die Spielgruppe, der Mahlzeiten- und Besucherdienst oder die Babysitterkurse. Das Geld sei dabei stets knapp gewesen, weshalb der Verein die Brockenstube eröffnete. Mit den Einnahmen finanziert der Verein seine Aktivitäten bis heute.
Die Gegenwart
Biglen 2018. «Wir sprechen mit unseren Angeboten heute verschiedenste Mitglieder an», sagt Nadya Bichsel. Veranstaltungen, die sich an die ganze Familie richteten seien besonders beliebt. Dazu gehört beispielsweise der traditionelle Räbeliechtliumzug oder das Vermitteln des Samichlaus.
Zuspruch fänden auch die Kurse, die im Vergleich zu früher nicht mehr nur die Frauen im Dorf ansprechen, sondern wiederum die ganze Familie – von den Kindern bis zu den Grosseltern. «Wir bieten dieses Jahr E-Bike-Trainings für Senioren an. Und Kurse, wie Jugendliche mit Geld und Konsum umgehen», sagt Sonja Bossard.
Weiterhin übernimmt der Verein soziale Aufgaben. Jedoch sei es schwieriger geworden, Freiwillige zu finden. «Neben Arbeit und Familie fehlt oft die Zeit», sagt Nadya Bichsel.
Zeitaufwendig seien auch die Vorbereitungen zum Fest, das der Verein dieses Wochenende anlässlich des 100-jährigen Bestehens feiert. «Wir sind aber alle mit viel Herzblut dabei und haben Spass an der Arbeit im Verein», sagt Sonja Bossard. Besonders die vielen positiven Begegnungen im Dorf würden die Frauen motivieren.
Informationenzum Jubiläumsfest von heute und morgen unter www.gemeinsamfuerbiglen.ch.
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