Wo Kaffee und Kunst zusammenfinden
An der Herrengasse in Bern öffnet morgen das Kunstcafé Momäntum. Das Team sieht das Lokal als Förderplattform für aufstrebende Künstlerinnen und Künstler.

Am Anfang stand der Zufall: Die Jusstudentin Josephine Heinzelmann sah im vergangenen Oktober die Ausschreibung des Lokals an der Herrengasse 10 nur im Vorbeigehen. Danach setzte sie aber rasch die notwendigen Hebel in Bewegung. Sofort hatte sie ein Team beisammen, bald war auch die Zusage der Eigentümer gesichert. Via Crowdfunding und Zuschüsse von Einzelpersonen kamen gut 7000 Franken zusammen, das Startbudget war gesichert. Am kommenden Wochenende öffnet das Kunstcafé Momäntum nun seine Türen.
Das Lokal dient als Plattform für die Kunstwerke von Leuten, deren Name noch nicht der breiten Öffentlichkeit bekannt ist. «Die Kunst steht im Zentrum», betont Josephine Heinzelmann, die den neu gegründeten Verein zusammen mit Angela von Ballmoos und Luise Locher präsidiert. Der Zugang zu Galerien und Vernissagen sei gerade für junge Künstlerinnen und Künstler sehr schwierig; das Kunstcafé soll einen niederschwelligen Einstieg bieten.
Wer seine Werke ausstellen möchte, kann sich beim Kollektiv bewerben. «Wir möchten sehen, dass ein Prozess dahintersteckt», sagt Heinzelmann. Die Kreationen müssten in die aktuelle Konzeptausstellung passen, deren Thema sich alle sechs Wochen ändert.
Servieren in Fronarbeit
Im Erdgeschoss des Cafés werden Bilder an die Wand gehängt, zusätzlich bietet der Keller Platz für Ausstellungen. Gäste können die Kunstwerke in einer stillen Auktion erstehen: Wem beim Kaffee oder Bier im Lokal etwas gefällt, der kann ein Gebot abgeben, wobei die Künstler einen Mindestpreis festlegen. Am Ende der Ausstellungsperiode wird das Werk dann verkauft. Das Café verdient am Erlös 10 Prozent.
Das Kollektiv bezahlt an der Herrengasse Miete, aber keine Löhne. Alle Mitarbeitenden im Service, aber auch im Hintergrund, arbeiten ehrenamtlich mit. «Wir verteilen die Verantwortung auf viele Schultern, damit alle daneben einer bezahlten Arbeit oder der Ausbildung nachgehen können», sagt Jamal Mahmoud, der die Gastronomie leitet. Die Vorstandsmitglieder studieren Recht oder Kulturwissenschaften, sind Hochbauzeichner oder gehen noch zur Schule. Mahmouds Team umfasst deshalb über zwanzig Leute, das Interesse sei gross, von allen Seiten würden sie Inputs erhalten.
Das Lokal ist klein, die wenigen Tische ebenfalls. Für grosse Mahlzeiten ist auf der Karte kein Platz vorgesehen. «Wir wollen das Angebot simpel halten», hält Mahmoud fest. Apéro-Snacks und Patisserie wird es aber geben, ebenso eine Auswahl warmer und kalter, alkoholischer und nicht alkoholischer Getränke. Das Team legt dabei, dem Zeitgeist entsprechend, Wert auf lokale Produkte.
Die Nächsten versuchen sich
Die Herrengasse ist für die Gastronomie kein einfaches Pflaster. An der Nummer 10 gab es in jüngster Vergangenheit diverse Wechsel, zuletzt betrieben die Eigentümer selbst das Weinkabinett. «Wir wollen Fehler zulassen, es muss nicht alles perfekt sein», hält Jamal Mahmoud fest. Die konkrete Erfahrung fehlt dem Kollektiv noch – im Vorstand ist niemand älter als 22 Jahre. Josephine Heinzelmann ist zwar die Präsidentin, legt aber grossen Wert auf eine horizontale Struktur, auch wenn «Entscheidungsfindungen zäh sein können», wie sie lachend einräumt.
Am Freitagabend organisiert der Verein ein Einweihungsfest für geladene Gäste, am Samstag um 10 Uhr wird das Kunstcafé Momäntum erstmals der Öffentlichkeit zugänglich sein. Im Sommer wird der Vorstand dann eine erste Zwischenbilanz ziehen – langfristig planen lässt sich derzeit noch nicht.
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