Der Bundesplatz in Kinderhand
Der Bundesplatz zu Bern. Schauplatz so mancher politischer und unpolitischer Anlässe. Am vergangenen Mittwoch noch war der Platz abgesperrt, als der deutsche Bundespräsident Christian Wulff zum Staatsbesuch anreiste. Vier Tage später sind wieder Absperrgitter aufgestellt worden. Nur ist es diesmal nicht ein ausländisches Staatsoberhaupt, das den Platz für sich in Anspruch nimmt. Auf der Bundesgasse ist eine Laufbahn aufgebaut. Den ganzen Tag über rennen 10- bis 15-jährige Mädchen und Knaben um die Wette. 50000 Kinder haben 2010 am Migros-Sprint teilgenommen. Lediglich die 420 schnellsten aus allen Landesteilen der Schweiz durften am Schweizer Final in Bern teilnehmen. Noch einem exklusiveren Kreis gehört an, wer sich am späteren Nachmittag ab 16.30 Uhr in den Finalläufen messen darf. Als erste sind die Mädchen des Jahrgangs 2000 an der Reihe. Nach weniger als neun Sekunden haben sie die 60 Meter zurückgelegt, und die Siegerin steht fest. Es ist eine Läuferin aus Interlaken, die als Erste die Ziellinie überquert. Die Konkurrentinnen gratulieren ihr, dann begibt sie sich zu den Eltern, die sie strahlend in Empfang nehmen. Cynthia Reinle heisst die Sprinterin, die soeben triumphiert hat und sagt: «Ich wollte diesen Lauf gewinnen. Es war mein Ziel heute.» Cynthia Reinle ist eine aussergewöhnliche junge Sportlerin. Sie gehört keinem Verein an, und trotzdem ist sie die schnellste Schweizerin in ihrem Jahrgang. Die Schülerin reitet auch gern, fährt gerne Ski und macht bei den Interlakner Tellspielen mit. «Der TV Unterseen hat schon mehrfach angefragt, ob Cynthia nicht dem Verein beitreten wolle», erzählt Mutter Beatrice Reinle. Die 10-Jährige will dies aber klar nicht, sondern weiterhin ihren vielfältigen sportlichen Aktivitäten frönen. Zu einer spontanen Siegesfeier kommt es an diesem Tag nicht. Während Vater Bruno Reinle ans Peter-Gabriel-Konzert nach Avenches fährt, nehmen Mutter und Tochter den Weg zurück nach Interlaken unter die Räder. Für den Vater wird es eine kurze Nacht, betreiben die Reinles doch in Interlaken eine Bäckerei. Und in diesem Beruf muss früh aufgestanden werden. Die Oberländerin bleibt die einzige Berner Siegerin. Weitere aussichtsreiche Anwärter auf den ersten Platz scheitern. So etwa Jasil Kunz (LV Thun) in der Kategorie der Knaben mit Jahrgang 1997. Kunz ist im Zwischenlauf der Schnellste, wird jedoch im Final nur Dritter. Enttäuscht ist er nicht. «Ein Podestplatz ist auch schön», meint er. Ihren Titel nicht verteidigen kann Linda Seiler (LV Thun), die 2009 bei den Mädchen mit Jahrgang 1995 gewonnen hat. «Der Sieg im letzten Jahr kam überraschend», sagt die 15-Jährige. «Die Gegnerinnen sind seither auch besser geworden. Mit dem vierten Platz bin ich zufrieden. » Für Seiler war es altershalber der letzte Lauf an einem Migros-Sprint. Ihre Zukunft sieht sie im Hürdensprint. Linda Seiler, Jasil Kunz und Cynthia Reinle sagen alle das Gleiche. «Es war speziell und sehr schön, vor dem Bundeshaus laufen zu dürfen.» Die schönste Erinnerung vom Aufenthalt in Bern nimmt aber Cynthia Reinle mit. Als Siegerin am Migros-Sprint-Final 2010 in Bern. Reto Pfister>
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