Erste Bilanz nach Umzug positiv
Anfang März ist die Heroingestützte Behandlung (HeGeBe) von der Innenstadt an die Allmendstrasse gezügelt. Die erste Bilanz von Betreibern und Stadt ist positiv. Die Einsprecher hegen Befürchtungen für die Zukunft.
Start am neuen Standort geglückt: Das vermeldet Ariane Schweizer, Leiterin des Zentrums für Substitutionsbehandlungen in Thun. Anfang März ist die als HeGeBe (Abkürzung für Heroingestützte Behandlung) bekannte Institution von der Marktgasse an die Allmendstrasse 10 gezügelt (siehe auch Kasten). «Die grosszügigeren, helleren Räume führen dazu, dass die Abgabe ruhiger verläuft», konnte Schweizer feststellen. Ausserdem habe die HeGeBe-Leitung die Umgebung gut im Überblick, weil sie viel offener sei – und nicht so verwinkelt wie am alten Standort. Was wiederum nicht allen Süchtigen gefällt: «Sie fühlen sich zum Teil ein wenig ausgestellt», sagt Ariane Schweizer. Andererseits zeige dies, dass die soziale Kontrolle am neuen Standort funktioniere. Positiv überrascht ist die HeGeBe-Leiterin von der Nachbarschaft: «Die meisten Leute sind sehr offen.» Erstmals wieder Warteliste In der HeGeBe Thun gibt es 70 Plätze für Heroingestützte Behandlung, wo den Süchtigen Diaphin als Heroinersatz abgegeben wird. Erstmals seit Monaten muss Ariane Schweizer wieder Personen auf eine Warteliste nehmen. Ob dies einen Zusammenhang mit dem neuen Standort hat, kann sie nicht sagen. Die Abgabezeiten sind klar geregelt: Von Montag bis Freitag, 7 bis 9 und 16.45 bis 18.50 Uhr, sowie am Samstag und Sonntag, 8 bis 10 und 16.45 bis 18.50 Uhr. Ansammlungen rund um die HeGeBe werden nicht geduldet: «Wer sich vorher im Areal aufhält, kriegt eine Verwarnung», führt Schweizer aus. Zum Teil hätten sich Gruppen etwas weiter weg gebildet. «Wir sind noch am Ausprobieren, wie wir das steuern können.» Nach der Abgabe müsse das Areal rasch verlassen werden. Wer sich trotz Verwarnung nicht an die Regeln halte, komme in ein Spezialprogramm und müsse zu einer Randzeit antraben. «Das ist sehr verpönt», weiss Ariane Schweizer. Nur im Extremfall werde jemand vom Programm ausgeschlossen. Stellt die HeGeBe-Leitung fest, dass in der Umgebung gedealt wird, holt sie die Polizei, «mit der wir sehr gut zusammenarbeiten». Gemeinderat zufrieden Der zuständige Gemeinderat, Sozialvorsteher Andreas Lüscher (SVP), ist mit dem Start ebenfalls zufrieden: «Ich habe keine negativen Meldungen oder Reklamationen erhalten.» Auch er stellt eine noch grössere soziale Kontrolle durch die Nähe zu Polizei, Verwaltung und Durchgangsverkehr fest. Und: «Aus meiner Sicht funktionieren Hausordnung und Konzept der HeGeBe. Die Leitung hat den Betrieb im Griff.» Überhaupt findet Lüscher, dass sich die vor rund Ende 2008 eingeführten schadensmindernden Massnahmen anstelle einer Kontakt- und Anlaufstelle für Drogensüchtige bewähren. «Natürlich gibt es ab und zu Ansätze von Szenenbildungen. Das verfolgen wir aufmerksam und schreiten wenn nötig ein.» Er sei sich bewusst, dass die aktuell «relativ gute Situation» fragil sei. Deshalb müssten auch Prävention und Repression aufrechterhalten werden. Skepsis in Nachbarschaft «Bis jetzt haben wir von der HeGeBe nicht viel gemerkt», stellt Alain Marti von den Thuner Kinobetrieben fest. Er hatte einst mit Anwohnern und Gewerbetreibenden gegen den neuen Standort eine Einsprache eingereicht. Dies vor allem aus zwei Gründen: Weil sich durch die Nähe von Notschlafstelle und HeGeBe eine Konzentration ergebe und wegen der geplanten neuen Überbauung auf dem Gerberkäse-Areal und dem Kino-Neubau (wir berichteten). «Da sehen wir Konfliktpotential. Wir werden die Entwicklung aufmerksam verfolgen», sagt Marti. Ähnlich äussert sich Simon Widmer, Präsident des Aarefeldleists. Er habe bisher keine Rückmeldungen von Leistmitgliedern erhalten. Wegen der Notschlafstelle habe es teilweise Verschmutzungen und Missbrauch von Toiletten bei Kino und Restaurants gegeben. Widmer: «Sollte sich das noch verstärken, würden wir das nicht tolerieren.» Ebenfalls eine Einsprache hatte die Firma Emmi gemacht – im Hinblick auf den Verkauf des Gerberkäse-Areals. «Für uns ist es im Moment kein Thema mehr», sagt Monika Senn von der Emmi-Pressestelle. Die Situation müsse neu beurteilt weden, wenn es dereinst um die Investorensuche gehe. Michael Gurtner •www.hegebethun.ch >
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