Der Selbstbetrug im grünen Grossraum Bern
Der Politgeograf Michael Hermann aus Zürich hält weder den Stadt-Land-Graben noch die Wirtschaftsstruktur für Berns Hauptproblem. Er kritisiert vielmehr die Wachstumsverweigerung im Grossraum Bern.

Bern habe langfristig gute Aussichten, als Agrarkanton von der steigenden Nachfrage nach Nahrungsmitteln zu profitieren, sagt Wirtschaftsprofessor Thomas Straubhaar. Teilen Sie diesen Optimismus, Herr Hermann?Michael Hermann:Die Bedeutung der Nahrungsmittelproduktion wird tatsächlich unterschätzt. Und die Idee ist plausibel, dass der globalisierte Markt nach agrarischen Hochqualitätsprodukten verlangen könnte. So wie nach Schweizer Luxusuhren. Die Frage ist aber: Wenn so eine Entwicklung kommt, passiert sie dann im Kanton Bern? Um 1900 waren die Berner Nahrungsmittelfirmen hervorragend aufgestellt. Aber diese Stärken hat der Kanton Bern verloren.