Kein Sport für Angsthasen
Wo normalerweise Kühe weiden, haben diesmal in Linden die Motocrosspiloten mit ihren Maschinen Auslauf. Bereits zum 26.Mal hat das lokale Motoracing-Team zum nationalen Rennen eingeladen. «Wir wollen den Berner Fahrern ein Rennen vor der Haustür ermöglichen», sagt OK-Vizepräsident Alfred Streun. Der Aufwand ist gross. 220 Helfer werden benötigt, und ohne Solidarität der Landwirte geht es nicht. Sie stellen die Rennstrecke zur Verfügung, nach dem Wochenende müssen sie das Gras neu ansäen. Dafür kommen 2000 Zuschauer während zweier Tage voll auf ihre Kosten. In Linden grassiert das Rennfieber. In erster Linie sind die Lindener Fans ihres berühmtesten Einwohners Tom Lüthi. Die Mitglieder des Racing-Teams verpassen kein Rennen – auch am Motocrosswochenende nicht. Im Festzelt sind Beamer und Grossleinwand installiert, so kann der Moto-2-GP von Indianapolis mitverfolgt werden. Und während Lüthi sich im fernen Amerika mit Platz 7 begnügen muss, feiert in Linden mit Bruno Steiner ein Lokalmatador den Tagessieg im Yamaha-Cup. Bruno Steiner ist klassisch zum Motorsport gekommen. Durch seinen Vater. Und weil in Linden nicht wenige «Benzin im Blut» haben, ist er geblieben. Talent hatte der 23-Jährige auch im alpinen Skisport. «Zum Spass fahre ich immer noch Volksabfahrtsrennen», sagt er und erwähnt beiläufig, er habe 2009 die Lauberhornabfahrt als Vorfahrer bestritten. Ob Abfahrt oder Motocross – gefordert sind ähnliche Eigenschaften. Das Gefühl fürs Tempo, eine gute Sprungtechnik, Überwindung und Kondition. Der Faktor Mut spielt laut Steiner beim Motocross eine sehr kleine, beim Befahren des Lauberhorns eine ziemlich grosse Rolle. Angsthasen sind aber in beiden Sportarten auf verlorenem Posten. Früh aufstehen muss ein Motocrossfahrer manchmal auch. Am Samstag hatte Bruno Steiner an seiner Yamaha einen Motorschaden. Der neue Motor wurde am Sonntagmorgen geliefert und ab 7 Uhr eingebaut. Der Start ins Heimrennen wird damit zu einer Fahrt ins Ungewisse. Es gibt viel Verkehr auf der Rennpiste. 33 Fahrer sind im Yamaha-Cup dabei. Schon nach wenigen Runden ist das Rennen unübersichtlich. Die ersten Fahrer werden überrundet, die Spreu hat sich vom Weizen getrennt. Bruno Steiner gehört zu den schnellsten und beendet den ersten Lauf als Zweiter. Im zweiten Lauf erwischt er einen mittelmässigen Start, kann aber in der Folge aufdrehen und gewinnt. Für einmal ist der Heimvorteil ein Vorteil. «Das ist nicht immer so», sagt er, «der Druck ist grösser als andernorts. Hier erwarten die Zuschauer von mir ein gutes Ergebnis.» Motocross ist für Bruno Steiner nicht einfach nur Hobby. Zu gerne möchte er herausfinden, was leistungsmässig noch möglich ist. «Im Januar werde ich wahrscheinlich in Spanien trainieren», erklärt er. Danach wolle er entscheiden, ob er in einer höheren Serie mit internationaler Beteiligung antreten werde. Stephan DietrichResultate Seite 20>
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