Ein Bach wird 1250 Meter länger
Am Hüsenbach gibt es wieder mehr Platz für viele zum Teil seltene Tiere und Pflanzen. Noch ist der alte Auenwald eine Baustelle. Aber schon bald soll das Gebiet um eine Altlast ärmer und etliche Lebensräume reicher sein.

Zwischen Kiesbänken und Wurzelstöcken, Stauden und Bäumen, winzigen Inseln und Halbinseln mäandert klares Wasser, in einem Teich spiegeln sich Sonnenstrahlen und ein feines Muster aus Zweigen und Schnee. Wo das Wychelbächli in den Schwendlenbach fliesst, bekommen Spaziergänger schon heute einen Eindruck, wie das beliebte Naherholungsgebiet zwischen Meiringen und Brienzwiler künftig aussehen soll: Im Sytenwald, einem Auenwald von nationaler Bedeutung, bekommt das Wasser wieder mehr Platz – und damit auch zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten.
Gut gestartet
Herzstück des Projekts ist die Verlängerung des von der Funtenen-Quelle gespeisten Hüsenbachs um 1250 Meter. Damit wird der Bach praktisch durch den ganzen Sytenwald fliessen und auch den bedrohten Seeforellen neue Laichplätze bieten. Nach der Vereinigung mit dem Schwendlenbach wird das Gewässer unter der Bahnlinie durch in die Aare geleitet. Der alte Durchlass bleibt als Abfluss für grosse Hochwasser erhalten.
Der neue Durchlass, das teuerste Bauwerk des Projekts, steht bereits. «Wir konnten ihn während des Betriebsunterbruchs der Zentralbahn im Herbst bauen», berichtet Projektleiter Jürg Burkart von der Firma Flotron in Meiringen. «Das ergab Einsparungen von etwa 300'000 Franken.» Auch der Weg unterhalb des neuen Durchlasses ist schon so weit erhöht, dass er zugleich als Damm dient – eine der Massnahmen, mit denen das Renaturierungsprojekt auch die Anforderungen an den Hochwasserschutz erfüllt.
Ein Stück weiter östlich sind die Bauarbeiten unterbrochen. Hier stiess der Bagger vor Weihnachten überraschend auf eine alte Deponie, die nicht im Altlastenkataster verzeichnet ist. Nachdem Spezialisten den Standort untersucht und festgestellt hatten, dass es sich um eine Deponie des Militärs handelt, übergab das Bundesamt für Umwelt das Geschäft dem VBS. Dieses schickte zügig eigene Spezialisten für Untersuchungen, die als Entscheidungsgrundlage für die Sanierung dieser Altlast gebraucht werden. «Wir sind deshalb immer noch zuversichtlich, dass wir das Projekt noch diesen Winter abschliessen können», sagt Jürg Burkart.
Unterdessen wird in den anderen Teilbereichen weiter gearbeitet. Dazu gehört die Fortsetzung des Hüsenbach-Gerinnes ebenso wie das Ausbaggern einer ganzen Reihe von seichten Amphibienteichen, die vom fischgängigen Bach getrennt sind, zeitweilig austrocknen und damit vor allem den Gelbbauchunken zugute kommen. Erhalten bleiben aber auch ein paar tiefere, schattige Gräben, in denen die seltene Wasserfeder blüht oder besonders schöne, alte «Vogelbäume».
Japanknöterich entsorgt
Rund 400 Kubikmeter Erde, die mit dem invasiven japanischen Staudenknöterich verseucht waren, wurden fachgerecht entsorgt und Zuchtpappeln, die nicht standortgerecht sind, ausgeholzt. Gefördert werden künftig für den Auenwald typische Gehölze wie Grauerlen oder auch Eschen – soweit es die Eschenwelke zulässt.
Der Weg für Fussgänger, Velofahrer und Waldbewirtschafter wird derzeit im Mittelteil an den Hangfuss verlegt. «Insgesamt ist das Projekt auf Kurs», meint Projektleiter Burkart nach einer der wöchentlichen Begehungen, an denen der Schwellenmeister und die Fachleute vom Bau die Arbeit je nach Bedarf mit der fachlichen Begleitung aus Ökologie, Bodenschutz, Naturförderung und Fischerei sowie weiteren Beteiligten besprechen. Und er hofft, dass die Erdarbeiten abgeschlossen sind, bevor die Natur im Frühling erwacht und der Boden für die Bagger zu weich wird.
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