Eine zweite Chance gewährt
Der Grosse Gemeinderat (GGR) Interlaken liess sich am Dienstag über eine zweite Chance für Randständige informieren. Ab 1. April steht ihnen eine neue Infrastruktur zur Verfügung – mit einer klaren Hausordnung.

Die Randständigen in Interlaken erhalten eine zweite Chance: Ab 1. April stellt ihnen die Gemeinde unter dem Goldswilviadukt eine neue Infrastruktur zur Verfügung.
Am genau selben Platz war im vergangenen Jahr ein ähnlicher Versuch gescheitert, da sich die Drogenabhängigen nicht an die vorgegebenen Ordnungsregeln hielten und die Kantonspolizei bei einer Kontrolle unter anderem auch Heroin sicherstellte.
Zudem war es zu diversen Sachbeschädigungen gekommen, und die Randständigen hatten unerlaubterweise ein Holzgebäude erstellt. Die Vorfälle führten dazu, dass der Platz im Herbst geschlossen wurde. Seither tauchten die Betroffenen wieder vermehrt im Bereich Westbahnhof und BLS-Schiffländte auf.
Doch nun kommt es also zu einem neuen Anlauf. Über das Vorhaben informierte am Dienstagabend der zuständige Sozialvorsteher Hans-Rudolf Burkhard (FDP) an der GGR-Sitzung.
Tägliche Kontrolle
Nach der Schliessung des Platzes suchte der Gemeinderat eine neue Lösung und führte dabei auch Gespräche mit den Nachbargemeinden und der BLS. Da diese unmissverständlich ankündigte, die Randständigen ab 1. April nicht mehr zu dulden und rigoros wegzuschicken, drohte eine Verlagerung ins touristische Zentrum an der Höhematte.
Deshalb einigte man sich auf einen zweiten Versuch unter dem Goldswilviadukt – mit einigen Änderungen. Der Wohnwagen wird entfernt, dafür wird ein einfaches Zelt mit Bänken und Tischen erstellt als Unterstand.
Hier wird den Randständigen einmal pro Woche gratis eine warme Mahlzeit serviert. Und, ebenfalls neu: Die Gemeinde hat eine private Security-Firma beauftragt, täglich eine Kontrolle durchzuführen.
So sollen Verstösse gegen die ebenfalls neu verfasste «Platzordnung» möglichst früh erkannt werden. Der Aufenthalt ist im Sommer auf 9 bis 21 Uhr (im Winter bis 20 Uhr) limitiert, es darf kein Feuer entfacht und Musik nur in Zimmerlautstärke gespielt werden.
Nur zwei aus Interlaken
Die zweite Chance für die Randständigen ist laut Hans-Rudolf Burkhard mit 25 000 Franken jährlich budgetiert. Diese Kosten möchte Interlaken nicht allein tragen – andere Gemeinden sollen sich daran beteiligen.
Denn, wie Burkhard auf Anfrage erklärte: «Von den rund zwei Dutzend mit Namen bekannten Randständigen wohnen nur gerade zwei in Interlaken, alle anderen in der Agglomeration, vom Bödeli über Ringgenberg bis nach Brienz.»
«Ich hoffe sehr, dass es dieses Mal klappt», sagt der Sozialvorsteher. Fast alle der Randständigen – die diese Bezeichnung übrigens gar nicht gern hören – seien gesundheitlich «so angeschlagen, dass sie nicht mehr in den Arbeitsprozess eingegliedert werden können».
Burkhard ist überzeugt: «Mit Repression allein geht es nicht. Es handelt sich um ein Gesellschaftsproblem, das miteinander gelöst werden muss.»
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