Springen mit 83 (k)ein Hindernis
Der älteste aktive Springreiter Walter Weiss (83) aus Latterbach tritt aus dem Reitsport zurück. Doch nicht etwa seines
Wäre es nach Walter Weiss gegangen, so würde er auch heute noch, mit 83 Jahren, Wettkämpfe bestreiten. Der Grund für die schwierige Entscheidung war sein 21 Jahre altes Springpferd Sirioschka: Beim ersten Concours dieses Jahres hat sich das Pferd an der Sehne verletzt. «Ich möchte natürlich noch weiter machen. Aber die Verletzung ist sehr langwierig. Gerade beim Springen könnte Sirioschka rückfällig werden», sagt der früherer Dragoner Weiss (siehe auch Kasten). Jetzt noch ein anderes Pferd zu reiten, kommt für ihn nicht in Frage: «Ein Pferd muss zum Reiter passen. Eine Beziehung aufzubauen braucht Zeit.» Ein Reitkollege wollte ihm sogar ein Pferd ausleihen, doch der Latterbacher hat abgelehnt: «Ich bin immer mit meinen eigenen Pferden gesprungen.» Am Neuner-Dragoner Championat diesen Juli in Thun nahm er schweren Herzens Abschied von der aktiven Wettkampfszene. Immerhin: Zur Zeit seines Rücktrittes war Weiss zehn Jahre älter als der nächst jüngere, noch aktive Springreiter. Temperamentvolles Pferd Weiss besass während seiner Reitkarriere über zehn Pferde. Alle hatten sie einen eigenen Charakter. Sirioschka sei vor dem Unfall ein sehr temperamentvolles und gutes Springpferd gewesen. Das Temperament habe das Tier zum Glück auch durch die Verletzung nicht verloren. Aufgezogen hat Weiss es zusammen mit seinem verstorbenen Sohn, der selbst ein erfolgreicher Springreiter war. Auch Sirioschkas Mutter, Rebekka, war ein gutes Springpferd. Mit beiden hat Weiss diverse Turniere gewonnen. In seinem letzten Wettkampfjahr, 2009, hat er zehn Concours erfolgreich absolviert (Platzierungen unter den ersten Zehn). Nicht nur schöne Momente An manche Turniere erinnert sich Weiss besonders gerne. Das Equipenspringen in den 70er Jahren in Aarau ist ein solches. «Gestartet wurde in dreier Teams. Wir waren alle drei gute Kameraden und haben unter 65 Equipen gewonnen», erzählt Weiss. Auch auf seine drei Siege bei Dragoner Championats ist er stolz. Es gab jedoch nicht nur schöne Momente in der Reitkarriere von Walter Weiss. Etwa als ein guter Freund in den 80er Jahren bei einem Concours gestürzt ist und unter sein Pferd geriet. Er verletzte sich schwer. Dies sei einer der schwierigsten Momente gewesen, erzählt Weiss. Er selber hat immer Glück gehabt. Stürze gehören zwar dazu, doch Weiss hatte nicht viele. Die gravierendste Verletzung war eine schwere Rippenprellung. Bekannter Pferdezüchter Aufgewachsen ist Walter Weiss in Latterbach auf dem väterlichen Hof Bundsegg, wo er noch heute lebt. «Mein Vater war ein bekannter Pferdezüchter und —kenner. So lag es auf der Hand, dass ich Reiten werde», erzählt Weiss. Mit 20 Jahren absolvierte er die Rekrutenschule in Aarau als Dragoner. Das Pferd, es hiess Chiomara, ersteigert Weiss nach der RS. Die obligatorischen Reitübungen während der Dienstzeit waren für ihn kein Muss. «Von da an war Springreiten meine Leidenschaft und mein Leben. Es war eine schöne Zeit», erinnert er sich. Glück im Unglück: Sirioschka geht es heute so gut, dass Walter Weiss wieder jeden Tag mit ihr ausreiten kann. Marius Aschwanden>
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