«Für Kultur kann man nicht genug ausgeben»
Zusammen mit dem Forum Gesellschaft und Politik Thun veranstaltete die Kunstgesellschaft eine Podiumsdiskussion mit dem Titel «Politik und Kunst».

Martin Luethi alias Heinrich Gartentor musste sich vom «Spinnsiech» bis zum «genialen Typen» schon einiges anhören. Der Thuner Schriftsteller, Internetaktivist und Aktionskünstler hat sich schon mal 16 Kilos angefuttert und jedes einzelne Kilo auf Ebay versteigert oder ein Qualitätsprüfungsgerät für Kunstwerke entwickelt. «In Zürich oder Bern könnte ich nicht überleben, deshalb wohne ich in Horrenbach-Buchen», lässt der Freigeist wissen. Bestens vorbereitet versuchte Moderator Peter Hilfiker von der KGT Antworten auf seine Fragen zu erhaschen – was nicht immer gelang.
Kultur und Geschichte
Was ist euer letzter kultureller Anlass gewesen? Peter Keller, SVP-Nationalrat, ehemaliger Redenschreiber von Christoph Blocher und freier «Weltwoche»-Redaktor, verlor sich in einem Vortrag über Kultur im Wandel der Zeit. Im Mittelalter hätten die Herrscher noch Kunst in Auftrag gegeben, individualisiert habe sie sich erst in der Renaissance...
Lakonisch erklärte Matthias Aebischer, SP-Nationalrat und ehemaliger Fernsehjournalist: «Er hat Geschichte studiert, muss man dazu sagen.» Er habe mit seinem Jodlerclub für einen frisch operierten Kollegen im Spital gesungen, reagierte Keller denn doch auf Hilfikers Frage.
Ein Weilchen kreisten die Politiker um die Frage, was Kultur überhaupt sei. Mit dem Statement von Keller, «Ein schöner Wein ist auch Kultur, obwohl ich kein Alkoholiker bin», überflog das Niveau der Diskussion nur knapp die Grasnabe. Sein Vater würde auch immer eine Definition für Kultur fordern, erzählte Matthias Aebischer, aber das sei für ihn gleichbedeutend wie nach dem Sinn des Lebens zu forschen. Er lese gerade den neuen Roman «Elefant» von Martin Suter.
Kultur und Sicherheit
Gelächter im Publikum, circa 50 Menschen hatten sich im Plenarsaal des Freienhofs eingefunden, als Heinrich Gartentor ausrief: «Jetzt muss ich beantworten, was die beiden vor mir nicht geschafft haben.» Und setzte nach: «Mein letzter kultureller Anlass waren drei Griffe meines Sohnes auf der Ukulele und Stromausfall auf dem Kanapee.»
Insgesamt 2,8 Milliarden Franken geben Bund, Kantone und Gemeinden zusammen für die Kulturförderung aus. «Das Militär kostet 5 Milliarden», rechnete Aebischer auf: «Ich erkläre meinen Kindern lieber, dass wir Geld in Kultur und Bildung stecken.» – «Wenn wir die Sicherheit nicht schützen, kann es keine Kultur geben», konterte Keller, der sich eher für die Förderung von Volkskultur aussprach, denn die fände in der Freizeit statt.
Peter Hilfiker hakte nach, ob man Künstler gänzlich dem Markt aussetzen solle. «Theater hat sich überholt», liess der SVP-Politiker wissen, was mit allgemeinem Gekicher honoriert wurde. Abschliessend wünschte sich Heinrich Gartentor, dass Politiker Kunstschaffenden mehr zuhören sollten. Denn für Kunst könne man nicht genug Geld ausgeben.
Ein Besucher wollte wissen, wo es in Thun Jugendkultur gäbe, ausser Mühleplatz und Mokka. Und eine Dame sinnierte über die Podiumsdiskussion: «Ich würde mal sagen, sie hat halt stattgefunden.»
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