Rickenbacher: «Ich habe kein konkretes Angebot»
Mit 48 Jahren will der SP-Regierungsrat Andreas Rickenbacher in die Wirtschaft wechseln.
Die SP will Rickenbachers Sitz und damit die rot-grüne Regierungsmehrheit verteidigen, wie die Partei am Nachmittag mitteilte. Mit wem, liess Parteipräsidentin Ursula Marti noch offen. Die Partei verfüge über verschiedene Personen, die das nötige Rüstzeug mitbrächten, etwa die SP-Nationalratsmitglieder.
Volkswirtschaftsdirektor Andreas Rickenbacher begründete seinen Rücktritt damit, dass er noch vor seinem 50. Altersjahr eine neue berufliche Herausforderung in der Wirtschaft annehmen will. Ein konkretes Angebot habe er aber noch nicht.
Jung in die Regierung gewählt
Der Seeländer wurde 2006 mit 38 Jahren in die Berner Kantonsregierung gewählt. In diesem noch jungen Alter sei für ihn von Anfang an klar gewesen, dass er nach seiner Zeit in der Regierung noch etwas anderes anpacken wolle.
Zupass kommt Rickenbacher nach eigenen Angaben auch, dass sich für die Regierungsratswahlen 2018 ohnehin grössere Wechsel in der Exekutive abzeichneten. «Dazu muss man kein Prophet sein», verwies der Volkswirtschaftsdirektor auf die Amtsdauer und das Alter verschiedener Regierungsratskolleginnen und -kollegen.
Es sei sicher kein Nachteil, wenn sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin 2018 schon etwas Regierungserfahrung mitbrächten, führte Rickenbacher aus. Allerdings hätten klar die beruflichen Überlegungen den Ausschlag für seinen Entscheid gegeben, betonte er.
Smarter Netzwerker und kundiger Ökonom
Mit Rickenbacher tritt Ende Juni 2016 ein kundiger kundiger Ökonom, smarter Netzwerker, erfolgreicher Standort-Vermarkter ab. Rickenbacher war einer, der nie so recht in linke Clichée-Schubladen passte.
Nach Schulen im Berner Seeland studierte er an den Universitäten St. Gallen und Bern Ökonomie und Betriebswirtschaft. Unter anderem war er auch in der Unternehmensberatung tätig.
Stets in Anzug und Krawatte machte sich Rickenbacher einen Namen als unaufgeregter, sachlich argumentierender Wirtschaftskenner mit sozialem und umweltpolitischem Verantwortungsbewusstsein.
Selbst von bürgerlicher Seite wurde ihm ein gewisses Wohlwollen zuteil. Als «Volkswirtschaftsdirektor, der nicht sehr links politisiert», sicherte sich Rickenbacher auch bei den Bürgerlichen ein gewisses Wohlwollen.
Manchen Parteikollegen hingegen mochte er mitunter etwas gar Wirtschaftsfreundlich gewesen sein. SP-Parteipräsidentin Ursula Marti sagte am Mittwoch, sie habe Verständnis, dass Rickenbacher nach über 20 Jahren in der Politik ein neues Kapitel aufschlagen wolle.
Für sie steht Rickenbacher «für eine moderne SP, welche Wirtschaft, Soziales und Ökologie unter einen Hut bringt, immer mit dem Blick auf die nachfolgenden Generationen». Die Zusammenarbeit mit Rickenbacher sei immer äusserst konstruktiv und bereichernd gewesen.
Kaum Kritik
In seiner Amtszeit, in der er stets der Volkswirtschaftsdirektion vorstand, legte sich Rickenbacher für den Wirtschafts- und Wohnstandort Kanton Bern ins Zeug. So konnte er durchaus Erfolge bei Firmenansiedlungen verbuchen.
Viel Prestige und Gestaltungsmacht hatte Rickenbacher in seinem Departement allerdings nicht. Er stand denn auch nie heftig in der Kritik. Mitunter wurde ihm vorgeworfen, er sei ein etwas zögerlicher Umsetzer, bleibe oft unverbindlich.
Nach seinem Rücktritt will sich Rickenbacher, zumindest vorderhand, ganz aus der Politik zurückziehen. Eine Rückkehr «irgendwann in der Zukunft» schloss er allerdings nicht aus.
Fraktionschef, Regierungsrat, Regierungspräsident
Seine Politkarriere startete Rickenbacher 1993 im Seeland. 1994 wurde er als 26-jähriger ins Berner Kantonsparlament gewählt. Dort gehörte er unter anderem der Finanzkommission an. Von 2000 bis zu seiner Wahl in den Regierungsrat war er SP-Fraktionschef.
2012 war Rickenbacher bernischer Regierungspräsident und seit 2014 steht er der Konferenz Kantonaler Volkswirtschaftsdirektoren (VDK) vor. Mit seinem Rücktritt Ende Juni 2016 wird Rickenbacher auch dieses Amt abgeben, wann die Nachfolge geregelt wird, ist nach Anfrage bei der VDK offen.
Der abtretende Volkswirtschaftsdirektor nach der Medienkonferenz im Videointerview:
Video: Martin Bürki
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