Hochwassersituation im Berner OberlandThunersee: Noch zehn Zentimeter, dann wird es wirklich ungemütlich
Der Wasserspiegel des Thunersees nähert sich unaufhaltsam der ultimativen Schadensgrenze von 558,55 Metern. Die Zuflüsse haben massiv an Volumen zugenommen.

«Bernd» leistet ganze Arbeit: Das Tiefdruckgebiet hat die ganze Schweiz in seiner Zange. Seit Mittwochabend 20 Uhr regnet es im Berner Oberland ununterbrochen – ähnlich wie schon zwei Tage zuvor, am Dienstag. Entsprechend sensibel reagieren die aus den Bergtälern in die Seen führenden Gewässer.
Die oberen Flüsse und Bäche kommen
Wiederum sind es die kleineren Zuflüsse, deren Abflussverhalten durch die Niederschläge hochgeschnellt ist. So beförderte die Zulg bei der Messstelle in Unterlangenegg am frühen Donnerstagmorgen um sechs Uhr 33 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Inzwischen ist sie wieder um die Hälfte zurückgegangen. Und aus dem Lombach in Unterseen fliessen pro Sekunde 22 Kubik in den bereits randvollen Thunersee.
Die Kander befördert 134 Kubik pro Sekunde, liegt damit indes noch unter der bisherigen Höchstgrenze vom Dienstag vom Dienstagmittag (149 Kubik). Auch die Simme (102 Kubik) und die Weisse Lütschine (33) haben stark zugenommen, sind im Moment aber stabil unterwegs. Letztere hatte am Dienstag einen vorläufigen Höchst-Abfluss von knapp 61 Kubikmeter pro Sekunde.
Die Aare reagiert einmal mehr verzögert auf die genannten grösseren Abflussmengen weiter oben. So hatte deren Abflussvolumen über Nacht vorübergehend gar um acht Kubik pro Sekunde auf 409 Kubik abgenommen und liegt nach 10 Uhr bei 428.


Sorgenkind Thunersee steigt noch weiter an
Der Brienzersee lag seit Mittwochabend um 22 Uhr konstant bei 565,05 Metern, ist in den letzten Stunden aber um zwei Zentimeter angestiegen. Die Abflussbilanz hat die Null-Marke inzwischen wieder überschritten. Will heissen, dass seit kurzer Zeit wieder mehr Wasser in den See laufen wird, als aus diesem durch die Aare abfliesst.
Am meisten Anlass zur Sorge bereitet momentan der Thunersee: In den letzten 15 Stunden ist dessen Wasserspiegel um weitere elf Zentimeter angestiegen und liegt bei 558,47 Metern. Es fehlen noch acht Zentimeter bis zur Gross-Schadensgrenze von 558,55 Metern. Wenn die Regenfälle anhalten, ist es durchaus denkbar, dass der See diese Marke bald erreichen könnte, was die Experten schon am Mittwochabend befürchteten. Das hiesse dann: Oberste Gefahrenstufe 5 und weitreichende Überflutungen von Wohnquartieren und Wiesenflächen in unmittelbarer Ufernähe. Die Abflussbilanz schiesst in den letzten Stunden durch die Decke und ist inzwischen bei 160 Kubikmetern pro Sekunde angekommen, was den Pegelanstieg des Sees erklärt.
Details dazu hier: https://www.hydrodaten.admin.ch/de/2093.html





Auf der Staatsstrasse Thun – Interlaken ist das Teilstück zwischen Gunten und Merligen wegen Erdrutschgefahr in beiden Richtungen bis voraussichtlich 12 Uhr gesperrt.
Der Thuner Regierungsstatthalter Marc Fritschi teilt mit, dass ab Donnerstagmittag auf allen Gewässern des Verwaltungskreises das Baden, das Benützen von SUP und die Schifffahrt verboten sind. Auch werden Bootsbesitzer angehalten die Bootsleinen zu verlängern.


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