Schoio soll eine AG werden
Die Stadt will die frühere Familienhilfe auf eigene Füsse stellen und sie auf Anfang 2018 in eine Aktiengesellschaft ausgliedern. Ausserdem steht ein Umzug an.

Die Industriellen Betriebe Langenthal und das Alterszentrum Haslibrunnen haben es bereits hinter sich: Beide Langenthaler Institutionen wurden in die Eigenständigkeit geführt. Als Nächstes folgt nun das Kinderheim Schoio, das künftig mit einer neuen Trägerschaft funktionieren soll.
Eine Stiftung oder ein Gemeindeunternehmen kommen dafür nicht infrage. Stattdessen beantragt der Gemeinderat die Auslagerung in eine Aktiengesellschaft – weil sie «sämtliche Optionen zu Kooperation, Zusammenarbeit und allenfalls Fusion mit anderen Institutionen» ermögliche. Das Stadtparlament berät am 11. September über diesen Antrag. Es geht dabei um ein ganzes Päckli: Vorab um den Grundsatzentscheid, ob die Familienhilfe auf eigene Füsse gestellt werden soll. Die zu gründende Gesellschaft soll mit 100 000 Steuerfranken ausgestattet und das Geld aus der Spezialfinanzierung an sie übertragen werden – das sind Reserven von rund 900 000 Franken. Schliesslich muss das Parlament auch ein neues Reglement mit dem Leistungsauftrag gutheissen und eines aufheben.
Wechsel in der Finanzierung
Stimmt der Stadtrat zu, wird die Schoio AG bereits auf nächstes Jahr aktiv. Warum diese Übung? Weil der Kanton den Wechsel von der Objekt- zur Subjektfinanzierung vollzieht. Was nichts anderes heisst, als dass die Leistungen dann individuell über die Sozialhilfe oder über die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden bezahlt werden und die Mittel nicht mehr direkt an die Institution gehen. Das hat zur Folge, dass sich Schoio und Co. stärker am Markt ausrichten müssen.
Rund 2,45 Millionen Franken erhält die Familienhilfe heute. Gewinnorientiert kann die AG nicht sein, aber Reserven («zur Finanzierung einer massvollen Weiterentwicklung und zur Absicherung künftiger Risiken») muss die Unternehmung bilden. Ein jährliches Plus wie bis anhin von bis zu 230 000 Franken wird künftig kein Thema mehr sein. Das Aktienkapital von 100 000 Franken muss die Stadt einschiessen, weil der Kanton ihr untersagt, dafür die Spezialfinanzierung anzutasten.
Mehr ambulant als stationär
Schoio steht auf vier Standbeinen: Die Familienhilfe bietet zehn Betten stationär an, ambulante Plätze mit Tagesstruktur, dazu ambulante Leistungen zu Hause, und sie ist auch in der Prävention aktiv. Die Richtung ist klar: Die Entwicklung geht weg vom stationären hin zum ambulanten Bereich. Die Schoio AG hat den Auftrag, «nachhaltig und bedürfnisgerecht» Kinder, Jugendliche und Familien zu unterstützen und zu betreuen sowie Familien zu entlasten zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. Sie muss ihre Tarife so gestalten, dass sie einerseits den kantonalen Vorgaben entspricht und andererseits einen «angemessenen Überschuss» erzielt.
Standort näher am Zentrum
Diesen Auftrag soll Schoio bis 2020 am heutigen Standort an der Dorfgasse wahrnehmen. Die Liegenschaft – Kinderheim, Heimleiterwohnung, Velohaus und Garagen – wird die Gesellschaft in den ersten drei Jahren zu einem reduzierten Zins mieten können. Ab 2021 sollen die Dienstleistungen zentrumsnäher angeboten werden. Der Businessplan hält ausdrücklich fest, dass auch Aussenstandorte im Oberaargau denkbar seien. Er kommt zum Schluss, dass die veränderten Umstände wirtschaftlich in einer Aktiengesellschaft besser und flexibler bewältigt werden können als im Rahmen eines Fachbereichs innerhalb der Stadtverwaltung.
Ein Sitz im Verwaltungsrat
Indem die Schoio-Familienhilfe in eine neue rechtliche Form überführt wird, geben die städtischen Behörden die operative und die strategische Führung an die Schoio AG ab. Die Stadt wird bei der Gründung Alleinaktionärin. Für sie ändere sich dadurch kaum etwas, argumentiert der Gemeinderat in seiner Vorlage. Die Stadt nimmt über ein entsprechendes Reglement, einen Leistungsvertrag und eine Eigentümerstrategie Einfluss.
Letztere sichert der Stadt nicht mehr als einen Sitz im höchstens fünfköpfigen Verwaltungsrat zu. Der Gemeinderat benennt bereits die Zusammensetzung: Gemeinderat Michael Witschi (Verwaltungsratspräsident), Sozialarbeiterin Regula Widmer, Unternehmensberater Rolf Frischherz und Adrian Vonrüti – zu diesem Zeitpunkt gewesener Sozialamtsvorsteher und Projektleiter der Ausgliederung.
Alle Türen lässt die Stadt offen für die Zusammenarbeit mit und die Übertragung von Aufgaben an andere sowie für Beteiligungen. Unter zwei Bedingungen: Wenn es der Erfüllung der Aufgaben der Schoio AG dient sowie sinnvoll und tragbar ist. Beteiligt sich die Gesellschaft selbst an anderen Unternehmen, muss der Kanton zustimmen. Geht es darum, dass Dritte bei der Aktiengesellschaft einsteigen, haben je nach Ausgangslage die Stimmberechtigten, der Stadtrat oder der Gemeinderat das letzte Wort.
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