«Schuld ist die Befehlskette»
Der Bericht über einen Panzerunfall in der Schweizer Armee führte auf Redaktion Tamedia zu heftigen Diskussionen. Viele Armeeangehörige schreiben über ihre eigenen Erlebnisse.
Am Montag machte Redaktion Tamedia den Fall des ehemaligen Rekruten M. B. publik, der 1998 Opfer eines Panzerunfalls wurde. Noch heute kämpft der IV-Rentner mit der Militärjustiz und anderen Behörden um eine Wiedergutmachung. M. B. macht der Armee happige Vorwürfe: Diese habe alles unternommen, um den Unfall zu vertuschen. Die Geschichte erhielt auf Redaktion Tamedia mehr als hundert Kommentare.
«Ich kann mich noch sehr gut an den Unfall erinnern, war zu dieser Zeit in Bière in der Verlegung», schreibt Cyril Jäggi. «Es erstaunt mich gar nicht, dass da was vertuscht wurde. Von Anfang an war klar, dass der Vorgesetzte sich nicht korrekt verhalten hatte.»
«Auch uns wurden drakonische Strafen angedroht»
Viele Leser zeigen sich empört über die geschilderte Leidensgeschichte und verlangen Aufklärung. Nicht wenige fühlen sich an eigene Erlebnisse in der Armee erinnert. Schuld an der mutmasslichen Vertuschung des Unfalls sei die Befehlskette innerhalb des Militärs, schreibt Samuel Koch. «Auch uns wurden in der RS in Bremgarten 1992 drakonische Strafen angedroht, wenn wir die Urteilsfähigkeit eines Vorgesetzten auch nur ansatzweise infrage stellen.»
«Dies ist eines Rechtsstaats unwürdig», meint Beat Wyler. «Nachdem ich die Geschichte aus erster Hand mitbekommen habe, ist mir klar geworden, dass in der Schweiz die Armee genau gleich autonom und nach eigenen Gesetzen schalten und walten kann wie in den sogenannten ‹Bananenrepubliken› in Drittweltregionen.»
«Die Militärjustiz hat kein Interesse, Fehler aufzudecken»
«Ich diene selber bei den Panzertruppen und habe ähnliche Situationen erlebt», schreibt Philip Bosshard. Auch Thomas Müller hat eine solche Geschichte «unglücklicherweise selbst erlebt». Bei jedem Vorfall, der publik werde, höre man das Gleiche. «Die Militärjustiz hat kein Interesse, Fehler aufzudecken.» Michael Strässle fordert gar eine Abschaffung der Militärjustiz in Friedenszeiten. «Für Strafsachen ist eine zivile Behörde zuständig.»
«Ruhig Blut»
Auch Andreas Meier beklagt sich über den mangelnden Aufklärungswillen der Armee. Ihm sei vor fünf Jahren in der Rekrutenschule beinahe in den Fuss geschossen worden, beklagt sich Meier. «Leider habe ich damals nicht auf eine Klärung gepocht.» Die direkten Vorgesetzten hätten aber auch keinerlei Interesse an einer Meldung. «Das ist leider die Wahrheit», schreibt Manfred Schnyder. «Die Armee tut sich schwer mit solchen Vorfällen.» Schnyder kritisiert die geringe Transparenz des Militärs und moniert, 1993 habe er 138 Armeeangehörige und Zivilisten vor dem sicheren Lawinentod gerettet. Dank habe er dafür nicht erhalten.
Andere Kommentarschreiber verstehen die Aufregung nicht. «Ruhig Blut», meint Hubert Herger. «Der Vorfall gehört restlos aufgeklärt.» Deshalb müsse aber nicht gleich die Abschaffung der Armee gefordert werden. Matthias Stickel sieht das Problem eher in den jungen und unreifen Kadern: «Keine Disziplin, kein Anstand.»
Weitere Abklärungen beim VBS
Unter den Kommentaren finden sich auch konkrete Vorwürfe gegen das Militär mit detaillierten Angaben über Ort, Zeit und anwesende Personen. Redaktion Tamedia hat diese Fälle beim Verteidigungsdepartement (VBS) abklären lassen. Die Antwort des VBS steht derzeit noch aus.
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