Schule räumt auf mit Sexmythen
Über den geplanten Sexualunterricht in Greifensee sind nicht alle Eltern erfreut.
Von Heidi Tschachtli Greifensee – Sagte das 14-jährige Mädchen zur Freundin: «Ich vertrage die Pille nicht – jetzt schluckt sie mein Freund.» Solche und andere Un- und Halbwahrheiten sind unter den Schülern immer noch verbreitet. Damit soll nun in Greifensee Schluss sein. Die Primarschule will ihre Schüler rechtzeitig aufklären und plant deshalb eine Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Sexualpädagogik «Lust und Frust» der Stadt Zürich. Ein Therapeutenduo wird im Dezember an zwei Halbtagen die Schüler der zweiten und sechsten Klasse zum Thema unterrichten. Dies als Ergänzung zum nicht klar abgefassten Aufklärungsunterricht des Volksschullehrplans. Petra Schlegel und ihr Ehemann sind damit nicht einverstanden. Für sie ist Sexualerziehung Sache der Eltern. Deshalb haben sie bei der Schule ein Dispensationsgesuch für zwei ihrer drei Kinder eingereicht, die von den geplanten sechs Stunden Aufklärungsunterricht betroffen wären. Sie befürchten, dass ihre beiden Schützlinge dort negativ beeinflusst würden. «Ich finde das Konzept unmoralisch und habe auf der Homepage der Gruppe Lust und Frust kein Programm für Siebenjährige gefunden,» sagt Petra Schlegel. Sie sei bemüht, ihren Kindern Werte zu vermitteln, damit sie eines Tages beziehungsfähig seien, sagt Schlegel. Diese Werte sieht sie durch das Projekt bedroht. Schulleiter Othmar Steiner bedauert, dass die Familie die Elternveranstaltung nicht besucht oder wenigstens vorgängig das Gespräch mit ihm oder einer Lehrperson gesucht habe. Einer Dispensation der Kinder steht er kritisch gegenüber. «Es muss davon ausgegangen werden, dass sie von Klassenkollegen über den Inhalt des Unterrichts informiert werden. Dies kann verzerrt erfolgen, was kaum im Sinne der Eltern und schon gar nicht der Kinder sein kann», sagt Steiner. Er versichert, dass der Unterricht altersgerecht erfolgen wird. Eine Tabuisierung der Sexualität fördere seiner Meinung nach allerlei Mythenbildungen. Er selber freut sich über das neue Konzept. Denn damit finde die Sexualerziehung in der Schule einen festen Rahmen. Gerade heute würden die Jugendlichen durch die allgegenwärtige Sexualität von den Medien überschwemmt, ihre Fragen und Bedürfnisse seien aber noch die gleichen geblieben. Mit ihrem Anliegen steht Familie Schlegel nicht ganz alleine da. Laut dem Schulleiter möchte noch eine weitere Familie ihr Kind für die Lust-und-Frust-Stunden dispensieren lassen. Um eine Lösung bemüht, hat Steiner nun die Familie Schlegel zu einem persönlichen Gespräch eingeladen.
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