Schwerer Verdacht
Die Scientology-Kirche muss sich als Organisation wegen Verdachts auf «bandenmässig organisierten Betrug» vor Gericht verantworten.

Frau A.C. war deprimiert und machte eine Lebenskrise durch, als man ihr 1998 am Ausgang der Pariser Metro einen kostenlosen Persönlichkeitstest anbot. In der Folge sei sie dann dazu gebracht worden, mehr als 20 000 Euro für Kurse, Bücher und Medikamente sowie den Kauf eines «Elektrometers» auszugeben. Den Fall dieser Klägerin gegen Scientology schildert «Le Monde» als typisches Beispiel eines Opfers. Auch bei einer anderen Klägerin hätten Psychologen «geringes Selbstwertgefühl», «mangelndes Selbstvertrauen» und psychische «Verletzbarkeit» festgestellt, was diese besonders «beeinflussbar und leicht manipulierbar» gemacht haben könnte.
Mehrfach wurden in Frankreich schon einzelne Mitglieder der 1954 vom amerikanischen Science-Fiction-Autor Ron Hubbard gegründeten Scientology-Kirche wegen Betrugs sowie wegen illegaler Erfassung von Personendaten verurteilt. Im Prozess, der gestern vor dem Pariser Strafgericht begann, steht dieses Mal die umstrittene Organisation, die in Frankreich auf der Liste der suspekten Sekten steht, als juristische Person und wegen des gravierenden Verdachts auf «bandenmässig organisierten Betrug» und ausserdem wegen illegaler Medikamentenabgabe vor dem Richter.
Weitere Ermittlungen laufen
Ging es den Vertretern der Scientology-Kirche bei der Rekrutierung von neuen Mitgliedern um Religion und Spiritualität – oder doch nur ums Geld, wie die Anklage sagt? Ob der Prozess diese Frage klären kann, wird sich weisen. Zum Bedauern des Anwaltes der Kläger haben es die Scientologen erreicht, dass vier von sechs Klagen vor dem Prozess zurückgezogen wurden.
Über die Konsequenzen im Falle eines Schuldspruchs macht sich der Verteidiger von Scientology, Patrick Maisonneuve, keinerlei Illusionen – er käme einem Verbot der Organisation gleich: «Die Scientologen könnten in Frankreich nicht mehr praktizieren.» Bereits laufen zwei weitere Ermittlungen wegen Betrugs und des Selbstmords einer Anhängerin.
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