Scott Sutters Abenteuer im Sunshine State
Mit seinem Wechsel von den Berner Young Boys in die MLS zu Orlando City hat sich Scott Sutter einen Traum erfüllt.
Es geht in der YB-Tristesse beinahe unter. Als Scott Sutter vor der Partie gegen Thun verabschiedet wird, ist es erstaunlich ruhig im Stade de Suisse. Das Scheitern gegen den FC Winterthur drückt auf die Stimmung. Die Fans, die nach der Cupblamage den Betrieb im Derby einstellen, kommunizieren per schlichtem, weiss-schwarzem Transparent: «Merci Scott». Und als der Rechtsverteidiger ein eingerahmtes Trikot und Blumen erhält, wird höflich applaudiert. Für Scott Sutter beginnt nun eine neue Zeitrechnung. In den USA. Bei Orlando City.
Er realisiere erst jetzt, dass seine Zeit bei YB zu Ende gehe, sagt Sutter. «Die Verabschiedung war sehr emotional, und ich hatte Tränen in den Augen.» Am Sonntag vor einer Woche erhielt er einen Anruf aus Orlando. «Dann ging alles sehr schnell», sagt Sutter.
Er wollte die Chance packen, sich mit 30 einen lang gehegten Traum erfüllen und zum Ende seiner Karriere in der MLS spielen. Am Donnerstag unterzeichnete er einen Zweijahresvertrag mit Option auf eine weitere Saison. «Nach acht Jahren spürte ich, dass es Zeit ist für ein neues Abenteuer.» Sutter ist es aber auch wichtig, zu betonen, dass er am Mittwoch gegen Winterthur, bei seinem letzten Auftritt für YB, noch «mit Leib und Seele» dabei war. «Es ist sehr schade, konnten wir nicht gewinnen.»
Vermittler Winter
Bereits im November hatte der MLS-Klub Interesse an Sutter bekundet, damals kam es allerdings nicht zu einer Einigung. Im Sommer wäre sein Vertrag ausgelaufen und mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht verlängert worden. Auch deshalb legten die Young Boys Sutter keine Steine in den Weg und ermöglichten ihm, seinen Traum zu verwirklichen. «Dafür bin ich sehr dankbar», sagt er.
Einen Anteil an Sutters Wechsel in den Sunshine State hat auch Adrian Winter. Der FCZ-Flügel spielte 2015 während eines Jahres in Orlando. Er habe sich mehrmals mit ihm ausgetauscht, sagt Sutter und erzählt, wie Winter sowohl von der MLS als auch von Orlando geschwärmt habe. Winter verliess die Lions im Sommer letzten Jahres aus familiären Gründen. Sutter sagt, dass die Distanz zum vertrauten Umfeld, zu Freunden und Familie auch für ihn sehr hart sein werde, aber schliesslich befinde er sich nicht zum ersten Mal in einer solchen Lage. Als 16-Jähriger liess er sein Umfeld in England zurück und kam in die Schweiz. Er musste kämpfen, bis er schliesslich bei GC einen Platz ergatterte.
Warten aufs Visum
Auf der Website Orlandos wird – ob gewollt oder nicht – an verschiedene Stationen in Sutters Karriere erinnert. Auf dem Porträtfoto trägt er ein Trikot des FC Zürich, für den er während der YB-Amtszeit Christan Gross' ein halbes Jahr spielte. Darüber ist ein Bild aus einer Europa-League-Partie, als Sutter noch die Nummer 7 trug und mit blondierten Haaren übers Feld rannte. Er hat mit YB vieles erlebt, national und international. Und diese Erfahrung ist es auch, die sein neuer Arbeitgeber für ein junges Team suchte. Doch für Sutter ist das keine Garantie auf Erfolg. «Ich fange wieder bei null an, muss mich erst beweisen und mir einen Stammplatz erkämpfen.»
Der OCSC hat in der Nacht auf heute seine dritte Saison in der höchsten amerikanischen Profiliga in Angriff genommen, im neuen, am Freitag vor einer Woche eröffneten Stadion, das 155 Millionen Dollar kostete und 25 500 Zuschauern Platz bietet. Sobald Sutter das nötige Visum erhält, wird er sich aufmachen in die Metropole im Zentrum Floridas, wo sich nicht nur Disney-Liebhaber und Vergnügungsparkgänger tummeln, sondern immer mehr auch Fussballfans.
Klappen alle Formalitäten, sollte Sutter am 18. März gegen Philadelphia erstmals für Orlando auflaufen können. «Ich freue mich, ein Teil davon zu sein.» Die Vorfreude ist in seinen Worten spürbar, und sie steigt noch, als ihm ein Trikot Orlandos in die Finger gedrückt wird. Sutter strahlt und bittet um ein Foto, damit er es seinem Vater schicken kann. Er soll am Glück seines Sohnes teilhaben.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch