«Sie hielt es in der Zelle nicht mehr aus»
Die Eltern der Flaacher Mutter machen den Behörden schwere Vorwürfe. Neue Hinweise könnte ein im Gefängnis verfasstes Buch liefern.
Die Mutter, die in Flaach am Neujahrstag ihre Kinder erstickte, kündigte in einem Brief an ihre Eltern ihren Selbstmord an. Dies berichtet der Sender «Tele Züri». So schrieb sie: «Ich will nicht mehr» oder «Wenn ich nicht nach Rheinau komme, lebe ich nicht mehr lange». Damit bezog sich die 27-Jährige auf die Psychiatrische Klinik Rheinau, in der sie bis Anfang Mai untergebracht war.
Die Polizei informierte die Eltern am Freitagabend um 18 Uhr über den Tod ihrer Tochter, berichtet der «Sonntagsblick». Tags darauf erhielten sie den besagten Brief. Den Behörden machen sie Vorwürfe: «Die Briefe unserer Tochter haben zuerst die Behörden gelesen, bevor wir sie bekamen. Warum hat niemand reagiert?»
«Um Beschäftigung gebettelt»
In früheren Briefen habe die Mutter beschrieben, wie sie unter der Isolation litt. Der Psychologe habe sie nur jeweils fünf Minuten lang begutachtet. Die Dosis ihrer Medikamente sei dafür laufend erhöht worden, beklagte sich die Frau. Vor allem die Einzelhaft habe ihr zu schaffen gemacht, berichten die Eltern. Im Vergleich zur Psychiatrischen Klinik, in der sie mit anderen Insassen kochen konnte oder ihnen die Haare schnitt, habe ihr in der Untersuchungshaft eine Beschäftigung gefehlt.
Sie habe regelrecht darum gebettelt, sagt der Vater dem «Sonntagsblick». Ihre Anträge, zum Beispiel für einen Job im Kiosk, seien aber allesamt abgewiesen worden. Die «Sonntagszeitung» berichtet hingegen, dass die Frau nicht arbeiten wollte. Zudem sei sie auf eigenen Wunsch in einer Einzelzelle untergebracht worden.
Täterin soll Buch verfasst haben
Die Eltern vermuten, dass das lange Warten auf ein Gutachten, das zeigen sollte, ob die Tochter in eine Therapie darf, die Frau in den Selbstmord trieb. Das Gutachten hätte offenbar bereits im Juni vorliegen sollen. «Am Freitag teilte die Anwältin ihr aber mit, dass es sich bis im September hinauszögert», sagen die Eltern. Wenige Stunden später strangulierte sich die Frau. Die Eltern sind sich sicher: «Sie hielt es in der Zelle nicht mehr aus».
Aufschluss über die Gefühlslage der inhaftierten Frau könnte ein selbstverfasstes Buch geben. Wie die Autorin und Kesb-Gegnerin Zoe Jenny zum «Sonntagsblick» sagt, habe die Frau in der Zelle darin die Tötung ihrer zwei Kinder verarbeitet. Sie wollte, dass Jenny das Buch liest. Aber die Behörden würden es unter Verschluss halten, so die 41-Jährige, die eine Volksinitiative gegen die Kesb lanciert hat. «Ich frage mich, was in dem Buch steht, das ich und die Öffentlichkeit nicht wissen sollten», sagt Jenny.
Reanimation ohne Erfolg
Ein Buch erwähnten die Justizbehörden an einer Medienkonferenz am Samstag nicht. Lediglich von einem Schriftstück war die Rede. Hinweise auf eine Selbsttötung habe es nicht gegeben. Man habe «keinen Handlungsbedarf feststellen können» sagte Thomas Manhart, Leiter Justizvollzug des Kantons Zürich.
Das Gefängnispersonal habe die Frau noch lebend angetroffen, als sie das Mittagessen brachte und das Tablett später wieder abholte. Als man sie rund zwei Stunden später zum Hofgang abholen wollte, war die Frau tot. Versuche, sie zu reanimieren, seien erfolglos geblieben, so Manhart.
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