Studie der Universität BernSo kann nachhaltiges Verhalten gefördert werden
Bei einem Geld-Experiment haben Forscherinnen und Forscher herausgefunden, was Menschen zu nachhaltigem Handeln bringt.

Der globale Klimawandel ist eine der grössten Herausforderungen der heutigen Zeit. Trotzdem fällt es vielen Menschen schwer, sich klimafreundlicher zu verhalten. Forschende der Universität Bern haben nun untersucht, wie nachhaltiges Verhalten mittels Gehirnstimulation gefördert werden kann.
«Dass wir Menschen uns nicht klimafreundlicher verhalten, liegt nicht daran, dass wir zu wenig über die kritische Lage Bescheid wüssten», sagt Daria Knoch, Professorin für Soziale Neurowissenschaft an der Universität Bern. Um mehr über die Gründe zu erfahren, was uns Menschen am nachhaltigen Handeln hindert, haben sie und ihr Team eine Studie durchgeführt.
Experiment mit Geld
Im Experiment entnahmen Teilnehmende in Vierergruppen einem gemeinsamen Pool echtes Geld. Jede Versuchsperson entschied für sich selbst: je mehr sie dem Pool entnahm, desto mehr hatte sie am Ende in der Tasche. Wenn aber die Vierergruppe insgesamt zu viel Geld entnahm, hatte dies Konsequenzen für die nächste Vierergruppe im Experiment: Die Auszahlung an sie war wesentlich tiefer. Auf diese Weise wurde eine reale Situation nachgeahmt, bei der die Übernutzung einer Ressource negative Folgen für andere Menschen in der Zukunft hat.

Im Rahmen des Experiments wurde bei einem Teil der Versuchspersonen mittels ungefährlichem Strom am Schädel die Funktion des stimulierten Hirnareals gesteigert. Dabei zeigte sich ein grosser Effekt: Die stimulierten Personen entschieden nachhaltiger als die Kontrollgruppe ohne Stimulation, indem sie dem Pool nicht zu viel Geld entnahmen.
Mit dem Strom wurde gezielt eine Hirnregion stimuliert, die bei für die Perspektivenübernahme wichtig ist. Obwohl die Folgen der Klimaerwärmung sichtbar sind, fehlt vielen das Bewusstsein für jene Menschen, die davon noch stärker betroffen sind. «Es ist genau das Unvermögen, sich in diese Fremden hineinversetzen zu können, das von klimafreundlichem Handeln abhält», sagt Daria Knoch.
Meditation kann helfen
«Eine Gehirnstimulation kommt für die breite Bevölkerung natürlich nicht in Frage», erklärt Benedikt Langenbach, Autor der Studie und ehemaliger Doktorand im Social Neuro Lab an der Universität. Die Funktion des betreffenden Areals kann aber gemäss den Forschenden zum Beispiel auch durch Neurofeedback und Meditation gesteigert werden.
Knoch zieht einen weiteren Schluss aus der Studie: «Unsere Ergebnisse können dazu beitragen, die Kommunikation zur Klimakrise effektiver zu gestalten, etwa indem man den Betroffenen ein Gesicht und einen Namen gibt, anstatt von einer anonymen ‚zukünftigen Generation‘ zu sprechen.» Die Resultate der Studie wurden jüngst in der internationalen Fachzeitschrift Cortex veröffentlicht.
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