Solidarität mit Mensch und Schöpfung
Seit dem 1. Oktober hat die katholische Kirchgemeinde Spiez mit der Theologin Gabriele Berz-Albert wieder eine Gemeindeleiterin. Was motivierte sie, von der Zentralschweiz ins Berner Oberland zu wechseln?

Als vor rund zwanzig Jahren Pia Gadenz Mathys als erste Gemeindeleiterin im Berner Oberland eingesetzt wurde – vom Regierungsstatthalter als Pfarrerin begrüsst –, löste das ein internationales Medienecho aus. Und heute? Die Theologin Gabriele Berz ist seit dem 1. Oktober neue Leiterin der katholischen Kirchgemeinde Spiez. Sie sagt dazu: «Frauen in kirchlichen Diensten sind mir aus der Zentralschweiz, in der ich die letzten dreissig Jahre tätig war, vertraut. Zudem sind in der Freiwilligenarbeit die Frauen ohnehin in der Überzahl.»
In diesem Sinn fühle sie sich als Frau in der kirchlichen Arbeit auch nicht benachteiligt: «Ich wusste ja, worauf ich mich einlasse.» Dass die vorgegeben Strukturen nicht für alle Zeiten sakrosankt sind, hält sie für selbstverständlich.
«Eigenes Profil finden»
Auf die Frage nach ihren Zielen in der Diasporapfarrei Spiez und als Antwort auf die schwindenden Teilnehmerzahlen in den Gottesdiensten und im Religionsunterricht sagt Gabriela Berz: «Das ist keine Frage der Diaspora. Die Volkskirche schwindet überall. Wir müssen eher unser eigenes Profil finden und entwickeln, als irgendetwas verkaufen zu wollen.» Man messe die Kirchen «leider an Dingen, wie es früher war».
Die Theologin erinnert sich: «Vor zehn Jahren hatte ich achtzig Kinder im Kindergottesdienst, heute sind es zwanzig. Statt uns ständig zu fragen, was wir falsch machen, sollten wir uns verstärkt jenen zuwenden, die da sind; versuchen, ihnen das Vorbild Jesu näherzubringen, Gottes Gegenwart bewusst machen, Solidarität mit den Menschen und der Schöpfung leben und die Zuversicht vermitteln, dass einer da ist, der stärker ist als alle todbringenden Mächte. Und uns von der Idee befreien, alles selber machen zu können und zu müssen.»
«Die Kirche hat Zukunft»
«Die Kirche als Gemeinschaft von Menschen, die miteinander die christliche Botschaft leben, hat Zukunft», ist Gabriele Berz überzeugt. In welcher Form? Darauf will sie sich nicht festlegen. «Die Staatskirche ist ja bereits im Wandel», betont sie und ergänzt: «Als katholische Kirche müssen wir in grösseren Zeiträumen denken. Seit dem Konzil von 1962 hat sich vieles bewegt, was vorher undenkbar gewesen war.»
Als Beispiel erwähnt sie das letzte Jahr, als die Spiezer Pfarrei ohne Gemeindeleitung von vielen engagierten Freiwilligen erfolgreich getragen wurde. Optimistisch ergänzt sie: «Wenn es der Heilige Geist bis hierher geschafft hat, wird er auch die Zukunft der Kirche(n) schaffen.»
«Doch mein Bild von Kirche ist das Volk auf dem Weg durch die Wüste in das Gelobte Land. So möchte ich die Menschen beim inneren Wachsen begleiten; das Kirchenhaus verstehe ich als Hülle der Begegnung.»
«Jeder Bahnhofleiter baut einen neuen Bahnhof und jede Pfarrperson eine neue Kirche», sagt das Sprichwort. Das vom international bekannten Kirchenarchitekten Justus Dahinden geschaffene Bauwerk in seiner Schlichtheit und Wärme sei mit ein Grund gewesen, sich für Spiez zu entscheiden, gesteht Gabriele Berz. «Doch mein Bild von Kirche ist das Volk auf dem Weg durch die Wüste in das Gelobte Land. So möchte ich die Menschen beim inneren Wachsen begleiten; das Kirchenhaus verstehe ich als Hülle der Begegnung.»
Gemeinsam Lösungen finden
Den Stellenwert der Ökumene in ihrer Arbeit umreisst die Theologin mit dem Hinweis auf ihre Herkunft aus der multikulturellen Stadt Rüsselsheim. Sie habe im evangelischen Kirchenchor mitgesungen und im Orchester mitgespielt. «Es geht nur gemeinsam», bringt sie es auf den Punkt. Dabei gehe es nicht um Anpassung und Aufgabe der eigenen Identität, sondern um Vielfalt und gegenseitige Bereicherung: «Die grossen Aufgaben unserer Zeit wie weltweite Gerechtigkeit, Klimawandel und Weltfrieden können wir nur gemeinsam lösen.»
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