Geldblog: Anlagetipps für SeniorenSoll ich amortisieren oder spekulieren?
Martin Spieler sagt, welche Anlagemöglichkeiten sich im Alter anbieten – und wovon man besser die Finger lassen sollte.

Ich bin 60 Jahre alt. In ein paar Monaten steht die Erneuerung der Hypothek an und ich habe einiges Geld auf der Bank, wo es nur an Wert verliert. Es steht nun die Frage im Raum, die Hypothek zu verkleinern oder etwas mit dem Geld anzufangen. Ein Kollege aus der Nachbarschaft hat sich mit Forex-Trading beschäftigt und war der Meinung, da liesse sich auch was verdienen. Was denken Sie? Leserfrage von M.N.
Zunächst sollten Sie sich fragen, wie viel liquide Mittel Sie später im Alter brauchen. Wenn Sie genügend Reserven haben und Ihren Lebensstandard im Alter mit Renten gut finanzieren können, würde ich eine Teilamortisation der Hypothek prüfen. Selbst wenn Sie derzeit von tiefen Hypothekarzinsen profitieren und vielleicht nur 0,7 Prozent für die Fremdfinanzierung Ihres Wohneigentums zahlen, fliesst Geld von Ihnen an die Bank. Indem Sie eine Teilamortisation vornehmen, zahlen Sie weniger Zinsen und das Geld ist in Ihrem Wohneigentum parkiert. Dies macht vor allem dann Sinn, wenn es Ihr Wunsch ist, noch möglichst lange selbst in der Liegenschaft zu wohnen.
Auch eine Hypothek ist letztlich nichts anderes als ein Kredit.
Natürlich könnten Sie das Geld, das jetzt ungenutzt auf Ihrer Bank liegt, auch investieren und damit im positiven Falle eine deutlich höhere Rendite erwirtschaften als den Zins, den Sie derzeit Ihrer Bank für die Hypothek bezahlen. Mit der Anlage des Geldes tragen Sie allerdings auch das damit verbundene Anlagerisiko. Wenn sich die Anlage nicht so entwickelt, wie Sie es sich vorgestellt haben, sitzen Sie möglicherweise auf beträchtlichen Buchverlusten und haben zusätzlich immer noch die Hypothek. Auch eine Hypothek ist letztlich nichts anderes als ein Kredit. Wenn Sie nicht amortisieren, investieren Sie faktisch mit geliehenem Geld; was ich nicht tun würde, obwohl die Hypothek durch das Wohneigentum gesichert ist.
Auf keinen Fall würde ich mich auf Forex-Trading einlassen, wie Ihnen dies Ihr Nachbar empfiehlt. Natürlich können Sie im positiven Fall schnelle Gewinne mit Fremdwährungsanlagen einfahren – ebenso aber schmerzliche Verluste. Forex-Trading stufe ich als spekulativ ein. Auf die damit verbundenen erhöhten Risiken sollte man sich nur einlassen, wenn man spezifische Fachkenntnisse hat und bereit sowie in der Lage ist, auch Geld zu verlieren.
Gerade im Hinblick aufs Alter sollte man aus meiner Sicht die Risiken eher reduzieren und sicher nicht noch ausbauen – dies gilt besonders dann, wenn man noch eine Hypothek bei der Bank hat. Je nach finanziellen Verhältnissen kann die Bank im Alter auch von sich aus eine Teilamortisation der Hypothek verlangen, nämlich dann, wenn sie der Auffassung ist, dass die Tragbarkeit der Hypothek im Alter nicht mehr im bisherigen Umfang gegeben ist.
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