Liga beschliesst Lizenzentzug für Xamax
Die Disziplinarkommission der Swiss Football League entzieht Xamax per sofort die Lizenz. «Wir sind auf einer Beerdigung», sagte SFL-Präsident Heinrich Schifferle an der Pressekonferenz.
Die Tage von Neuchâtel Xamax in der Swiss Football League (SFL) sind gezählt. Die SFL-Disziplinarkommission entzog dem Neuenburger Klub des Tschetschenen Bulat Tschagajew per sofort die Lizenz. Die Rückrunde der Axpo Super League wird mit neun Mannschaften absolviert.
Der Entscheid lag schon lange in der Luft. Alle wussten, dass das Ende von Xamax nahe ist. So gesehen war die Verkündung des Verdikts fast eine Vollzugsmeldung. Doch die Resonanz war riesig. Als Daniele Moro, der Präsident der SFL-Disziplinarkommission (DK) vor den Medien Auskunft gab, war der Konferenzsaal im Hotel Radisson Blu beim Flughafen Zürich-Kloten proppenvoll. Unzähligen Sicherheitsleuten bewachten die Gänge des Luxushotels. Schliesslich war Einzigartiges geschehen im Schweizer Profifussball, denn noch nie hatte die Liga einem Mitglied während der Saison die Lizenz entzogen.
Beweis nicht erbracht
«Der Lizenzentzug ist eine gravierende Massnahme. Aber unter diesen Umständen war es die einzig mögliche Sanktion», sagte Moro. Die Umstände sind folgende: Seit September hat Xamax bzw. sein Präsident Bulat Tschagajew den Beweis, über die für die Swiss Football League nötigen finanziellen Mittel zu verfügen, nicht erbracht. Schon in drei Verfahren hat die DK Xamax deshalb in den letzten Wochen mit dem Abzug von insgesamt acht Punkten bestraft. Es ging dabei immer um die gleichen Versäumnisse. Xamax hat die Bestätigung nie geliefert, für die Monate September, Oktober und November Löhne und Sozialabgaben bezahlt zu haben. Moro: «Xamax hat nicht bewiesen, dass es bis zum Saisonende finanziell über die Runden kommt.»
Erschwerend kam für Xamax und Tschagajew hinzu, dass das im November vorgelegte Schreiben, wonach der Tschetschene bei der Bank of America über mehrere Millionen verfügen sollte, nachweislich gefälscht war. «Diese Urkundenfälschung spielte für uns eine entscheidende Rolle», so Moro. Als nicht relevant taxierte der Tessiner Anwalt dagegen die lange Liste von Gläubigern, die von Xamax insgesamt über 7 Millionen Franken fordern. Schulden, welche den Klub mit dem Konkurs bedrohen.
Lizenzentzug gilt für beide Ligen
Gemäss Moro war es nicht möglich, den drastischen Entscheid des Lizenzentzugs früher zu fällen. «Wir haben erst am Mittwoch alle Beweise gehabt, um zu entscheiden. In einem Rechtsstaat brauchen solche Verfahren Zeit und das ist auch richtig so.» Immerhin wurde der Entscheid noch vor Beginn der Rückrunde in der Axpo Super League gefällt. Es ist jetzt einiges klarer: Die Rückrunde startet mit neun Teams, es gibt keinen direkten Absteiger in die Challenge League und der Letzte der Axpo Super League bestreitet die Barrage. Somit können weder der FC Sion mit seinen 36 Strafpunkten noch das sportlich überforderte Lausanne (nur elf Punkte in der Vorrunde) direkt in die Challenge League verbannt werden.
Auswirkungen hat der Lizenzentzug von Xamax auch auf die Challenge League. Statt sechs steigen Ende Saison nur fünf Klubs in die neu geschaffene 1. Liga Promotion ab. Dieser wird im Sommer - sofern der Konkurs abgewendet werden kann - auch Xamax angehören. «Der Lizenzentzug gilt für beide Ligen der Swiss Football League und nicht nur für die Axpo Super League. Deshalb kann Xamax in der nächsten Saison auch nicht in der Challenge League spielen», erklärte SFL-CEO Claudius Schäfer.
Rekursweg bestreiten
Die Möglichkeit auf ein neues Lizenzierungsverfahren im Frühjahr hat Xamax nicht. «Mit dem heutigen Entscheid ist Xamax kein Mitglied mehr der SFL. Es kann somit auch keinen neuen Antrag stellen», so Schäfer. Wird über Xamax in den nächsten Wochen der Konkurs verhängt, muss ein allfälliger Nachfolge-Verein sogar in der 2. Liga interregional beginnen. Dies ist möglich, weil die Neuenburger über eine Nachwuchsmannschaft in dieser Liga verfügen.
Xamax wird nun versuchen, die Lizenz auf dem Rekursweg wiederzuerlangen. Es wird für eine Neubeurteilung vor das Rekursgericht der SFL gelangen, danach ist der Gang an den CAS in Lausanne möglich. Der Rekurs der Neuenburger hat keine aufschiebende Wirkung. Xamax bleibt mit Sicherheit von der Axpo Super League ausgesperrt, bis das Rekursgericht entschieden hat.
Xamax ist am Ende
Schäfer geht davon aus, dass dies noch vor Rückrundenstart geschieht. Aussichten auf Erfolg hat Xamax nach heutigem Stand kaum. Schäfer: «Man darf nicht vergessen, dass den Klub auch eine Schuldenlast von über 7 Millionen Franken drückt.» Es gibt keine Anzeichen, dass sich die finanziellen Probleme über Nacht lösen und/oder Tschagajew an das Geld kommt, das er nach eigenen Aussagen auf ausländischen Banken besitzt. Sonst hätte er im Spätherbst nicht auf dreiste und dilettantische Weise eine Bankbescheinigung fälschen lassen.
Was genau bei Xamax vorgeht, weiss aber auch die SFL nicht. Einen Austausch zwischen den Parteien gab es längst nicht mehr. Xamax war für die Liga seit der Übernahme durch Tschagajew am 12. Mai 2011 nie greifbar. Moro sagt, die Disziplinarkommission habe immer nur mit dem Rechtsvertreter gesprochen. Auch Schäfer und SFL-Präsident Heinrich Schifferle hatten noch nie direkten Kontakt mit Tschagajew. «Ich habe ihn bisher einmal gesehen. Das war an der GV im November. Er hat vor allen gesprochen, auf Russisch. Er hat niemanden begrüsst und sich auch nicht vorgestellt. Der einzige Kontakt war rein visuell», sagte Schifferle. Allem Anschein nach wird es auch in Zukunft nicht mehr zu Gesprächen kommen. Xamax ist am Ende. «Wir sind auf einer Beerdigung», sagte Schifferle in Zürich-Kloten.
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