Die Tigers Langnau boten eine Kaskade voller Spektakel
Der Unihockey-Cupfinal 2019 wird in die Annalen eingehen als ein Spiel, das dramaturgisch kaum zu toppen ist. Am Ende setzten sich die Tigers Langnau gegen Favorit GC im Penaltyschiessen durch und holten den Pokal.

Alles oder nichts. Was bleibt Tigers-Coach Michal Rybka auch anderes übrig? 7:8 liegt sein Team in einem unfassbar spektakulären Cupfinal gegen GC in Rücklage, als sein Topskorer Simon Flühmann die Rote Karte sieht und überdies eine Fünf- plus eine Zweiminutenstrafe aufgebrummt bekommt. Weil zu diesem Zeitpunkt nur noch 157 Sekunden auf der Matchuhr verbleiben, scheint das Endspiel zugunsten der Zürcher gelaufen.
Denn im Unihockey in Unterzahl ein Tor zu buchen, ist etwa so schwierig, wie in profillosen Turnschuhen einen vereisten Berghang hinaufzusprinten. Doch die Tigers gewinnen das nächste Bully, und so spielt Coach Rybka seinen letzten Trumpf: Er geht All-in, indem er Goalie Jürg Siegenthaler durch einen Feldspieler ersetzt und so einen nummerischen Gleichstand bewirkt.
9 Sekunden später jagt Yannick Glauser den Lochball zum 8:8-Ausgleich für die Tigers ins Netz. 3200 Zuschauer in der Wankdorfhalle trauen ihren Augen nicht. Einer dramaturgisch derart verrückten, vor Spannung triefenden Sportveranstaltung hatten sie womöglich noch gar nie beigewohnt.
Das Momentum wechselt
Die Emmentaler retten sich hernach mit Herzblut in die Verlängerung. Es ist ein erster Lohn für einen famosen Auftritt gegen den Schweizer Branchenleader und Favoriten GC. Bereits nach 18 Sekunden hatten die Tigers das Endspiel mit dem 1:0 lanciert. Was folgt, ist eine Kaskade an Toren und purer Passion. Ein Spektakel, das erstmals auch live in die Schweizer Stuben gesendet wird und das den einen oder anderen Zuschauer beeindruckt haben und zu einem Fan dieser Sportart gemacht haben dürfte.
Das Spiel ist rastlos von A bis Z. Es wiegt hin und her, nie gelingt es einer Equipe, sich mit mehr als zwei Toren abzusetzen. Das Momentum wechselt alle paar Minuten, und Ruhe kehrt erst in der Verlängerung ein, die torlos bleibt. Das Penalytschiessen mutet dann an wie ein Abziehbild des ganzen Abends. Wieder pendelt das Momentum munter von der einen auf die andere Seite. Scheint ein Team geschlagen, versagen dem anderen die Nerven.
Erst der 14. Penalty bringt die Entscheidung. Der Tscheche Martin Kisugite verwertet seinen zweiten Penalty an diesem Abend und schenkt den Tigers den vierten Cupsieg nach 2007, 2009 und 2010. Es ist aus Sicht der Emmentaler gefühlsmässig der wohl grösstmögliche Kontrast, nachdem sie vor einer Woche in der Liga das Playoff verpasst haben und moralisch geknickt waren. «Wir haben uns die ganze Saison unter unserem Wert verkauft. Heute haben wir gezeigt, zu was wir fähig sind», sagte Verteidiger Lukas Meister, der seinen Penalty kühl verwandelte.
Stürmer Thomas Gfeller, der im Penaltyschiessen scheiterte, thematisierte die Rote Karte und glaubte, dass durch diesen Rückschlag und mit dem Überstehen der langen Strafe der entscheidende Ruck durch sein Team gegangen sei. «Im Halbfinal gegen Köniz ist uns genau dasselbe passiert. Damals hielten wir nach dem Platzverweis aber noch besser zusammen und gewannen am Ende.
Deshalb hatten wir heute am Schluss wieder das Gefühl, dass wir gar nicht mehr verlieren können», erklärte Gfeller, bevor er mit seinen Kollegen in den Feiermodus überging. Ausgiebig gefestet haben dürften die Tigers auch später in der Espace-Arena in Biglen, wo das Spiel per Public Viewing übertragen wurde. Gut möglich, dass der eine oder andere Akteur dabei feiertechnisch ebenfalls All-in gegangen ist, was nach diesem emotionalen und spektakulären Abend nur allzu verständlich wäre.
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