Nadal zeigt Basel, wo es steht
Rafael Nadal, die Nummer 1 im Tennis, kommt nicht. Die Swiss Indoors sind ihr zu unwichtig geworden.

Es war seit Tagen, ja Wochen ruhig gewesen um Rafael Nadals Start in Basel. Zu ruhig. Fast keine Termine wurden fixiert, sein Management sandte keine Vorboten aus, die darauf hindeuteten, dass er wirklich kommen würde. Am Freitag traf sie dann auch ein, die Absage. Begründung: «Nach anstrengenden Wochen muss ich mich um meinen Körper und meine Fitness kümmern.» Vorangestellt eine kleine Entschuldigung, gefolgt vom Versprechen, das Beste zu geben, um 2014 tatsächlich in Basel zu spielen.
Roger Brennwald hat in seinen 43 Jahren als Turnierdirektor schon viele bittere Absagen erlebt, und diese gehört zu den bittersten. Allerdings hatte auch er gewusst, dass es ein Risiko war, den verletzungsanfälligen Mallorquiner für die drittletzte Woche der Saison zu verpflichten. Ironischerweise wurden die Swiss Indoors nun aber das Opfer von Nadals fast unheimlicher Erfolgsserie, die ihn in acht Monaten zu 10 Titeln, darunter in Paris und New York, und zurück zur Nummer 1 der Weltrangliste führte.
Paris und London im Fokus
Speziell ist, dass Nadal nicht verletzt ist. Er könnte spielen, wenn er wollte; nach seinem letzten Turnier in Shanghai erklärte er sich fit und gesund. Doch seine Absage macht Sinn, denn in den zwei Wochen nach Basel stehen zwei noch grössere Hallenturniere an, die er beide noch nie gewonnen hat. In Paris-Bercy könnte er seinen 6. Masters-1000-Titel der Saison gewinnen, was ein Rekord wäre, danach bietet sich ihm in London die Gelegenheit, den letzten wichtigen Pokal zu holen, der ihm noch fehlt, am Saisonfinale der acht Jahresbesten. Da gilt es, die Kräfte einzuteilen, zumal es für Nadal auch noch darum geht, die Nummer 1 per Jahresende zu sichern (was eine Formsache sein sollte).
Seine Absage führt Brennwald und Basel hart vor Augen, wo sie stehen; dass sie als ATP-500-Turnier zwar gross sind, aber doch klar im Schatten von Paris und London stehen. Bitter dürfte für den Turnierchef auch die Erkenntnis sein, dass sein Versuch, ein Turnier um andere Hauptdarsteller als Roger Federer aufzubauen, damit schon fast gescheitert ist. Federer hatte sich infolge des zunehmend komplizierteren Verhältnisses zwischen ihm und Manager Tony Godsick sowie Brennwald dazu entschieden, 2013 ohne Vertrag (und damit ohne Startgage) anzutreten. Nach Nadals Absage steht er nun aber wieder klar im Mittelpunkt, auch wenn er hinter Titelverteidiger Juan Martin Del Potro und Tomas Berdych nur als Nummer 3 gesetzt sein wird, auch wenn er auf eine weitgehend missglückte Saison zurückblickt.
Federer erledigt seit Donnerstag Verpflichtungen gegenüber Sponsoren, gestern trainierte er mit Marco Chiudinelli erstmals auf dem Centre Court. Für ihn und Stanislas Wawrinka geht es als Nummern 8 und 7 der Jahresrangliste in Basel und Paris um viel: die Qualifikation für das ATP-Finale in London. Eine Konstellation, wie sie die Swiss Indoors noch nie erlebten.
Djokovic lehnte Wildcard ab
Ein Versuch, Novak Djokovic mit einer Wildcard noch ins Feld zu holen, scheiterte gestern; der Serbe lehnte die Einladung ab. So entlastet Nadals Rückzieher auch das Budget des teuersten Schweizer Sportanlasses, das bei 18 Millionen Franken liegt. Über eine halbe Million Startgage lässt er sich durch seinen Verzicht entgehen. Aber Basel war ohnehin noch nie sein Turnier: 2003/04 verlor er in der Startrunde, 2005 sagte er verletzt ab.
Tröstlich ist, dass Basel wohl auch so vor einer bemerkenswerten Turnierwoche mit hochklassigem Sport steht. Eröffnet werden dürfte sie nun am Montagabend durch Wawrinka (sofern der Lausanner aufgrund der heutigen Auslosung dann auch angesetzt werden kann), am Dienstag wird wahrscheinlich Federer zum ersten Auftritt kommen.
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