Simon Beyeler hat ähnliche Beobachtungen gemacht. Er werde zudem immer wieder auf Diethelm Gerbers Medaille angesprochen, erzählt der zweimalige Olympiateilnehmer aus Schwarzenburg. «Heidi ist in den Köpfen erstaunlich vieler Leute verankert.» Wegen ihrer ungewöhnlichen Geschichte wurde Diethelm Gerber populär, auch heute ist ihr Terminkalender ziemlich ausgelastet.
Als sie vor kurzem das Unspunnenfest in Interlaken besuchte, rannten ihr die Kinder nach, um ein Autogramm zu ergattern. Für Daniel Burger ist klar, worauf diese anhaltende Popularität zurückzuführen ist. «Heidi verkörpert uns alle, sie zeigt, dass man nicht bereits im Juniorenalter zu den Besten gehören muss, um im Schiesssport erfolgreich zu sein, sondern dass man mit Wille und Ausdauer ans Ziel kommen kann, solange man geduldig bleibt.»
Erfolg als Momentaufnahme
Das Interesse, Schiessen auszuprobieren, sei gestiegen und mehr Junge würden nun einen Jungschützenkurs besuchen, sagt Diethelm Gerber. Die Ostschweizerin bleibt jedoch skeptisch: «Wie nachhaltig dies sein wird, lässt sich heute schwer abschätzen.» Zumal ein Interessensanstieg unweigerlich auch mit Erfolg gekoppelt sei.
Bleiben die guten Resultate aus, flacht das Interesse meist rapide ab. Erfolge im Weltcup, an Welt- und Europameisterschaften sowie bei Olympischen Spielen – auch von anderen Kaderathleten wie Jan Lochbihler, Petra Lustenberger und Nina Christen, die sich in Rio ein Diplom holte – haben jedoch nicht nur die öffentliche Wahrnehmung verändert, sondern sie zahlen sich auch finanziell aus: Der Schweizerische Schützenverband kletterte im Förderprogramm von Swiss Olympic nämlich wieder auf die höchste Stufe, was das Budget um circa 20 Prozent erhöht.
«Elementar wichtig» sei das, sagt Burger, denn beim Verband wolle man sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern investieren, den Athletinnen und Athleten bestmögliche Trainingsbedingungen bieten, um die Schweiz nachhaltig in der Weltspitze zu etablieren.
Ein Schritt in diese Richtung wurde bereits im letzten Oktober gemacht – mit der Eröffnung des nationalen Leistungszentrums in Magglingen, das vier Kaderathleten ermöglicht, sich als Zeitsoldaten vollumfänglich auf ihren Sport zu konzentrieren. «Erfolg ist eine Momentaufnahme, aber man muss immer nachliefern», sagt Burger. Spätestens in drei Jahren soll schliesslich in den Schweizer Stuben wieder mitgefiebert und gejubelt werden, wenn in Tokio am nächsten Kapitel Sportgeschichte geschrieben werden könnte.