Stadt gegen Schulweg-Ampel
Eltern im Rumiquartier sind besorgt: Der Schulweg vom Kreuzfeld über die Mittelstrasse sei gefährlich. Mit einer Petition forderten sie eine Fussgänger-Ampel. Doch davon will die Stadt Langenthal nichts wissen.

Es ist kurz vor zwölf, eine Horde Kreuzfeld-Schüler stösst vom Flurweg in die Mittelstrasse, wo die Autos vorbeirauschen. Die Kinder warten kaum, bevor sie mit ihren Trottis über den Zebrastreifen flitzen. Der Bub, der vor seinen Kameraden flüchtet, schaut erst in der Mitte der Strasse nervös nach links. Und erst nach rechts, wenn er schon auf das Trottoir hüpft. Ein Mädchen wartet, bis das Auto von links anhält; läuft los, doch da fährt noch ein Auto von rechts über den Zebrastreifen.«Fast hundert Kinder überqueren hier täglich die Mittelstrasse», sagt Sandra Böhlen. Und die Mutter dreier Kinder ist besorgt: «Das ist für die kleineren Schüler eine Herausforderung. Es gibt täglich gefährliche Situationen.» Zusammen mit anderen Eltern aus den betroffenen Quartieren schickte sie im Herbst 2008 eine Petition mit 108 Unterschriften an die Stadt: Für eine Fussgänger-Ampel an der Mittelstrasse.«Situation ist in Ordnung»Ein halbes Jahr später die Antwort des Gemeinderats: Nein. Die Voraussetzungen für ein Lichtsignal an der Mittelstrasse seien «nicht gegeben», schreibt die Stadt den Petitionären. Man habe an der Stelle weder besondere Gefahren noch regelmässige Geschwindigkeitsübertretungen festgestellt. Auch würden Lichtsignale grundsätzlich «nicht zum Zweck einer sicheren Fahrbahnquerung erstellt».Eine Ansicht, die Christian Ary Huber, Leiter Verkehrstechnik bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu), nicht ganz teilt: «Das kann man nicht so sagen.» Lichtsignalanlagen seien «sicher auch eine Möglichkeit», Fussgängern das sichere Überqueren einer Strasse zu gewährleisten. Huber räumt aber ein: «Man muss mit Rotlichtmissachtungen rechnen.» Und gerade bei Kindern, die sich stark auf die Signale verlassen, sei dies eine Gefahr.Ob eine Ampel gerechtfertigt und sinnvoll sei, könnten bfu-Experten vor Ort mit Behörden und Betroffenen abklären – was auch die Petition forderte. Nicht nötig, findet hingegen die Stadt: «Wir haben die Lage durch interne Fachleute geprüft und dabei die Empfehlungen der bfu einbezogen», sagt Stadtpräsident Thomas Rufener auf Anfrage. Das Ergebnis: «Die Situation ist verkehrstechnisch in Ordnung, sie entspricht den Vorschriften.»Geld vor Sicherheit?Doch das sieht Sandra Böhlen anders: «Wahrscheinlich hat kein Gemeinderat je am Mittag da gestanden, sonst wäre er mehr beunruhigt.» Und Emanuela Ticli, welche die Petition mitinitiierte, befürchtet: «Hier werden die Finanzen vor die Sicherheit gesetzt.» Dies dementiert Polizeiinspektor Andreas Ryf: «Es ist nicht eine Frage der Kosten», so Ryf. Diese habe man bei den «sehr fundierten» Abklärungen nämlich nicht einmal ermittelt. «Die Frage ist, ob eine Ampel mehr Sicherheit bringt. Und das ist nicht der Fall», sagt Ryf.«Nicht ernst genommen»Für die Stadt dürfte die Frage damit vom Tisch sein. Bei den Petitionären bleibt die Enttäuschung. «Ich fühle mich nicht ernst genommen», sagt Sandra Böhlen. Und Emanuela Ticli fragt zynisch: «Muss denn zuerst ein schwerer Unfall passieren, bevor gehandelt wird?» Sie habe sich zumindest ein direktes Gespräch mit den Behörden gewünscht. «Schon das Erstellen einer Signaltafel wäre ja ein Schritt für mehr Sicherheit», sagt die Petitionärin.Doch selbst davon will die Stadt nichts wissen. «Wenn man überall Schilder aufstellt, verlieren sie an Wirkung», argumentiert Thomas Rufener. Ob sie diese Absage hinnehmen, haben die Petitionäre noch nicht entschieden.
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