Stadt plant bis zu tausend Wohnungen
Wo heute Karosserien und Lagerhäuser stehen, soll in zwanzig Jahren ein neues Wohnquartier entstehen. Stadtpräsident Alec von Graffenried konnte am Dienstag erste grundlegende Pläne präsentieren.
Eine schwere Wolkenschicht lässt einzelne Regentropfen gen Boden fallen, ein Lastwagen holpert über die mit parkenden Fahrzeugen gesäumte Strasse, und irgendwo in der Ferne rattert eine Maschine vor sich hin. Das Areal Weyermannshaus-West ist kein Ort, an dem man lange verweilen will.
Ein ansässiger Gewerbebetreibender beklagte sich einst, dass das Areal immer bei schlechtem Wetter abgelichtet werde und so automatisch einen trostlosen Eindruck hinterlasse. Aber auch an einem sonnigen Tag sucht man hier vergebens nach spielenden Kindern oder tratschenden Nachbarn.
Das Quartier im Westen der Stadt – gelegen zwischen dem Freibad Weyermannshaus und dem Untermattquartier – wird vom Gewerbe dominiert. Diese Vorherrschaft hat jedoch ein Ablaufdatum: In rund zwanzig Jahren will die Stadt das Areal in ein Wohnquartier umwandeln.
Früher Einbezug des Quartiers
«Sowohl für die Stadt als auch für den Kanton ist dieses Projekt von grosser Bedeutung», betonte Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL). Dieser durfte am Dienstag erstmals Konkreteres zu denbereits seit längerem bekannten Plänen verlauten: Auf der Fläche von rund 70'000 Quadratmetern sollen zwischen achthundert und tausend Wohnungen entstehen.
Diese Wohnzone wird mit weiteren Nutzungen ergänzt, im Erdgeschoss der neuen Gebäude soll Gewerbe, Gastronomie, Bildung und Kultur einen Platz finden. «Der Schwerpunkt liegt aber klar auf dem Wohnen», so von Graffenried weiter. Man wünsche sich ein lebendiges, urbanes Quartier.
Erarbeitet wurde dieses grobe Konzept im Rahmen eines Studienauftrags; vier interdisziplinäre Teams hatten sich mit dem Gelände auseinandergesetzt und den Dialog mit den Grundeigentümerinnen – namentlich mit der Burgergemeinde Bern und der Post – sowie mit der Quartierkommission Bümpliz-Bethlehem gesucht.
«Bei solch grossen Projekten ist es wichtig, das Quartier möglichst früh in den Planungsprozess zu integrieren», erklärte der Stadtpräsident. Deshalb werden die erarbeiteten Modelle während der nächsten Wochen an der Looslistrasse 15, gleich angrenzend an das Areal Weyermannshaus-West, ausgestellt.
«Bei solch grossen Projekten ist es wichtig, das Quartier möglichst früh zu integrieren.»
Bereits am ersten Abend nutzten viele Anwohner die Gelegenheit. Sie wollten erfahren, wie sich das Quartier dereinst entwickeln soll. Viel zu sehen gab es aber noch nicht: Die präsentierten Modelle skizzieren lediglich eine mögliche Ausrichtung des künftigen Quartiers und beschränken sich auf Aspekte wie Freiraum und Erschliessung. Auch das Modell des Teams rund um Architekt Rolf Mühlethaler, welches das Beurteilungsgremium am meisten überzeugte, lässt noch viel Spielraum.
Flexibles Bauen
Bis aus dem Gewerbeviertel ein Wohnquartier wird, werden sicher noch rund zwanzig Jahre vergehen. Gebaut werden kann erst, wenn die Baurechtsverträge mit den jetzigen Nutzern auslaufen. Der längste davon ist noch bis 2039 gültig.
Die Stadt hofft jedoch darauf, bereits früher mit den ersten Bauarbeiten beginnen zu können. Schliesslich sei auch dies ein Grund gewesen, weshalb man sich für das Projekt des Teams Mühlethaler entschieden habe: Dieses hat sich laut der Jury nicht nur am intensivsten mit dem urbanen Charakter des Geländes auseinandergesetzt, es plant die neuen Gebäude auch zu einem grossen Teil auf den Grundrissen der heute bestehenden Häuser. Dies ermöglicht es, flexibler auf die auslaufenden Baurechtsverträge zu reagieren und jeweils dort aktiv zu werden, wo gerade ein Gebäude frei wird.
Bevor die Baumaschinen anrollen, müssen die Pläne für das neue Quartier aber noch genauer ausgearbeitet werden. Viele Fragen sind noch ungeklärt und sollen nun, in einem nächsten Schritt, im Rahmen einer Planungsvorlage beantwortet werden. Diese wird etwa auch klären, wer genau Bauherr welches Gebäudes sein wird.
So liebäugelt etwa auch die Burgergemeinde damit, Wohnungen zu errichten. Voraussichtlich im Jahr 2021 wird die Planungsvorlage dann den Stimmbürgerinnen und -bürgern vorgesetzt.
Ein Teil des Übergangsprozesses habe aber bereits begonnen, freute sich am Dienstag Alec von Graffenried: «Das alte Loeb-Lager wird zurzeit von Künstlern zwischengenutzt.» Diese bringen schon heute etwas Farbe in das graue Quartier.
Die Ausstellung der Studienauftragsbeiträge kann am Samstag, 17. März, von 10 bis 15 Uhr, am Mittwoch, 21. März, von 15 bis 19 Uhr und am Samstag, 24. März, von 10 bis 15 Uhr besichtigt werden.
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