Südkoreas Präsident droht mit «enormem Gegenschlag»
Nach dem nordkoreanischen Artillerieangriff auf die Insel Yeonpyeong verschärft sich die Tonart. Die südkoreanische Regierung hat Nordkorea ausdrücklich vor einem weiteren Angriff gewarnt.
Der seit Monaten schwelende Konflikt zwischen Nord- und Südkorea hat sich gefährlich verschärft: Pyongyang beschoss am Dienstag eine südkoreanische Insel mit Artillerie und drohte mit weiteren Militärschlägen. Seoul erwiderte das Feuer und kündigte bei einem neuerlichen Angriff einen «enormen Gegenschlag» an. Bei dem rund einstündigen Gefecht an der umstrittenen Seegrenze zwischen beiden Staaten wurden gemäss südkoreanischen Militärangaben mindestens zwei Soldaten getötet.
Ein Generalstabsvertreter in Seoul erklärte, zahlreiche Geschosse aus Nordkorea seien auf der Insel Yeonpyeong und ins Gelbe Meer nahe der Westgrenze eingeschlagen. Dutzende Häuser gerieten in Brand, auf Fernsehbildern war zu sehen, wie dichter schwarzer Rauch von der Insel aufstieg. Nach Militärangaben wurden 16 Soldaten und drei Zivilisten zum Teil schwer verletzt.
«Eine nordkoreanische Artillerie-Einheit hat um 14.34 Uhr (Ortszeit, 6.34 Uhr MEZ) Schüsse zur Provokation abgefeuert, und die südkoreanischen Truppen haben zur Selbstverteidigung sofort zurückgeschossen», sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul.
Südkoreanische Manöver
Gemäss Regierungsangaben hatte der Norden zuvor scharfe Kritik an Übungen der südkoreanischen Streitkräfte nahe der zwischen beiden Ländern umstrittenen Grenze im Gelben Meer geübt. Das Gefecht begann südkoreanischen Angaben zufolge, nachdem die südkoreanischen Truppen trotz einer Warnung des Nordens ein Manöver in der Region fortsetzten.
Das Militär des kommunistischen Nordens drohte laut der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA mit weiteren Angriffen, sollte der Süden die Seegrenze «auch nur um 0,001 Millimeter» überschreiten.
Gespanntes Verhältnis
Der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak erklärte, «willkürliche Angriffe auf Zivilisten» würden nicht hingenommen. Zugleich forderte er, die Situation dürfe nicht eskalieren. Auf Yeonpyeong leben rund 1300 Menschen. Nord- und Südkorea haben nach dem Koreakrieg kein Friedensabkommen geschlossen und befinden sich formal immer noch im Kriegszustand. Pyongyang erkennt die von der UNO zum Kriegsende 1953 einseitig gezogene Seegrenze nicht an.
Die Beziehungen zwischen Seoul und Pyongyang sind insbesondere wegen des nordkoreanischen Atomprogramms gespannt. Das Verhältnis wurde durch den Untergang eines südkoreanischen Kriegsschiffs weiter belastet, das einer internationalen Untersuchung zufolge im März durch einen nordkoreanischen Torpedo versenkt wurde. Der Norden weist dies zurück.
Scharfe Kritik
Der Angriff vom Dienstag rief scharfe Kritik der internationalen Gemeinschaft hervor. Er sei «zutiefst besorgt», erklärte UNO- Generalsekretär Ban, und rief zur «sofortigen Zurückhaltung» auf. Das Weisse Haus forderte Nordkorea auf, seine «kriegerische Aktion» zu beenden und sich an das Waffenstillstandsabkommen zum Ende des Korea-Kriegs zu halten.
Ein Sprecher des US- Verteidigungsministeriums sagte, noch sei es zu früh, ein militärisches Vorgehen der USA gegen Nordkorea in Erwägung zu ziehen. Man suche eine «massvolle und einheitliche» Antwort. «Wir werden mit China zusammenarbeiten und mit allen anderen der Sechs-Parteien-Gespräche, um eine Antwort zu finden», sagte Aussenamtssprecher Mark Toner am Dienstag vor Journalisten.
China, der bedeutendste Unterstützer der stalinistischen Führung in Nordkorea, rief zur Zurückhaltung auf. Auch Russland warnte vor einer Eskalation des Konfliktes. China, der bedeutendste Unterstützer der kommunistischen Führung in Nordkorea, rief zur Zurückhaltung auf. Auch Russland warnte vor einer Eskalation des Konfliktes. Nach Angaben aus französischen Diplomatenkreisen wurde eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats vorbereitet.
AFP/ dapd/pbe/oku
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