Tablette senkt Risiko einer HIV-Infektion
Ein neues Medikament reduziert die Wahrscheinlichkeit, sich bei ungeschütztem Sex anzustecken.Doch die Forscher bleiben vorsichtig.

Vorsorglich geschluckte Tabletten reduzieren das Risiko, sich mit HIV zu infizieren, um 44 Prozent. Das zeigt eine Studie, die US-Forscher mit homosexuellen Männern durchgeführt haben. Es ist der dritte wichtige Forschritt im Kampf gegen Aids innert eines Jahres.
Die grossangelegte Studie umfasste 2499 homosexuelle Männer aus in Südafrika, Thailand, Peru, Ecuador, Brasilien und den USA. Schwule sind eine HIV-Risikogruppe. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) etwa schätzt, dass in der Schweiz rund 47 Prozent der HIV- Infektionen im Jahr 2009 auf sexuelle Kontakte zwischen Männern zurückzuführen sind.
Die Forscher gaben der einen Hälfte der Probanden eine HIV- Tablette namens Truvada zur täglichen Einnahme. Die Pille enthält zwei Wirkstoffe, die normalerweise zur Behandlung von Aidskranken eingesetzt werden. Die andere Hälfte der Studienteilnehmer bekam so genannte Placebos, Tabletten ohne Wirkstoffe.
100 Neuinfektionen
Alle Männer erhielten zudem ausführliche Präventionsberatungen, wie die Forscher um Robert Grant vom Gladstone-Institut in San Francisco im Fachblatt «New England Journal of Medicine» berichten: Dazu zählten Ratschläge, wie das Infektionsrisiko vermindert werden kann, Kondome und die Behandlung anderer Geschlechtskrankheiten.
Nach zweieinhalb Jahren hatten sich genau 100 der 2500 mit HIV angesteckt. 36 Infektionen betrafen Männer, die Truvada eingenommen hatten, 64 Fälle traten in der Placebo-Gruppe auf. Das Infektionsrisiko in der Gruppe mit dem Medikament lag also 44 Prozent tiefer.
Weil Menschen oft vergessen, ihre Tabletten einzunehmen, machten die Forscher während der Untersuchung regelmässig Bluttests. Männer, bei denen sich in mindestens 90 Prozent der Zeit Spuren des Medikaments im Blut fanden, hatten sogar ein 73 Prozent geringeres Infektionsrisiko als Probanden mit Placebo.
Kein Kondom-Ersatz
Die Nebenwirkungen der Tabletten waren laut den Forschern gering. Einigen Probanden wurde anfangs ab und zu übel; die Probleme verschwanden aber nach ein paar Wochen der Behandlung. Es traten auch keine Resistenzen auf. Das heisst: Die Wirkstoffe blieben wirksam gegen das Virus.
Die Resultate der Studie seien «extrem wichtig», sagte Anthony Fauci, der Direktor des des US-Instituts für Infektionskrankheiten, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Sie zeigten, dass eine Prophylaxe wirksam sein könnte. Um die Wirksamkeit bei anderen Bevölkerungsgruppen zu belegen, seien allerdings noch Studien nötig.
Die Studienautoren betonen, dass solche Pillen nicht das Kondom ersetzen würden. Sie seien eher so etwas wie ein leistungsfähiges Back-Up, sagte Robert Grant gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. In der Studie hätten die Männer Kondome nicht seltener, sondern häufiger als vorher benutzt.
Fortschritte gegen Aids
Die Studie ist die dritte innert kurzer Zeit, die Hoffnung macht auf eine präventive Aids-Bekämpfung. Im vergangenen Juli hatte eine Untersuchung gezeigt, dass Frauen in Afrika, die ein Vaginal-Gel benutzten, ihre Infektionsrate um rund 40 Prozent verringern konnten.
Und 2009 hatte eine Studie in Thailand ergeben, dass eine Impfung eine - allerdings bescheidene - Schutzwirkung gegen eine HIV- Infektion hat. Jedes Jahr infizieren sich 2,7 Millionen Menschen weltweit mit dem Immunschwächevirus, die meisten in Afrika.
dapd/oku
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch