Bildstrecke: Was aus gestürzten Despoten wurde
Wie der tunesische Herrscher Ben Ali haben sich etliche entmachtete Autokraten und Diktatoren mit viel Geld ins Exil absetzen können. Andere hatten weniger Glück.
Ohne einen raschen Abgang von Präsident Hosni Mubarak scheint die Ägypten-Krise nicht lösbar. Immer mehr deutsche Politiker werben dafür, den 82-jährigen ägyptischen Herrscher in Deutschland aufzunehmen – zumindest für eine bestimmte Zeit. Eine Variante, mit der Mubarak bei einem Rücktritt einigermassen sein Gesicht wahren könnte, ist eine medizinische Untersuchung in Deutschland.
«Es gibt weder offizielle noch inoffizielle Anfragen», heisst es zwar aus Berlin. Nach Informationen von «Spiegel online» laufen allerdings bereits Sondierungsgespräche mit geeigneten Spitälern. In erster Linie soll es dabei um die Max-Grundig-Klinik Bühlerhöhe im baden-württembergischen Bühl bei Baden-Baden gehen. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich Mubarak in Deutschland medizinisch behandeln lassen.
Ben Ali mit einer Tonne Gold in Saudiarabien
Finanzielle Sorgen muss sich der ägyptische Präsident nicht machen. Das Vermögen seiner Familie wird auf umgerechnet 40 bis 65 Milliarden Franken geschätzt. Bislang sind die Gelder, die auf Banken in verschiedenen Ländern deponiert sind, nicht gesperrt worden. Wie viel Mubarak-Geld auf Schweizer Bankkonten liegt, ist nicht bekannt. Die ägyptischen Guthaben in der Schweiz betragen 3,6 Milliarden Franken.
Pech hatte der nach dem Volksaufstand geflüchtete tunesische Ex-Herrscher Zine al-Abidine Ben Ali. Dessen Vermögen in den EU-Ländern und in der Schweiz sind blockiert worden. Immerhin gelang es seiner Frau Leila, mehr als eine Tonne Gold bei der Zentralbank Tunesiens zu organisieren. Das Ehepaar Ben Ali hat in Saudiarabien Zuflucht gefunden. Ob es sein Exil in Saudiarabien einrichten wird, ist nicht bekannt.
Ferdinand Marcos in den USA und «Baby Doc» in Frankreich
Das autokratische Regime in Riad zeigte nicht das erste Mal ein Herz für einen Despoten. Der ugandische Ex-Machthaber Idi Amin (1928–2003), auch als «Schlächter von Afrika» bekannt, konnte mehr als 20 Jahre unbehelligt in Saudiarabien leben. Auch Ägypten, das in diesen Tagen seinen Präsidenten loswerden will, war schon solidarisch mit einem gestürzten Herrscher. So lebte der Schah von Persien, Mohammad Reza Pahlavi, nach der Flucht im Jahr 1979 bis zu seinem Tod im Jahr 1980 in Kairo.
Auch Europa und die USA haben sich schon bereit erklärt, Despoten aufzunehmen. Nach seinem Sturz im Jahr 1986 konnte der philippinische Herrscher Ferdinand Marcos nach Hawaii reisen, wo er 1989 nach schwerer Krankheit starb. In Europa war es Frankreich, das ein Herz für einen Tyrannen zeigte. Jean-Claude «Baby Doc» Duvalier lebte rund 25 Jahre an der Côte d'Azur, bevor er im vergangenen Monat überraschend nach Haiti zurückkehrte. Die Staatsanwaltschaft möchte «Baby Doc» vor Gericht bringen – unter anderem wegen Korruption, Veruntreuung und Diebstahl. Bereits verurteilt wurde Manuel Noriega. Der frühere Machthaber von Panama kassierte in Frankreich sieben Jahre Gefängnis wegen Geldwäscherei. Zuvor hatte Noriega in den USA eine 20-jährige Haftstrafe wegen Drogenhandels verbüsst.
Saddam Hussein und Nicolae Ceausescu hingerichtet
Einigen gefallenen Tyrannen erging es ganz schlecht. Sie wurden von den neuen Machthabern so behandelt, wie sie manche ihrer Gegner zuvor behandelt hatten. So wurde Saddam Hussein, langjähriger Diktator im Irak, im November 2006 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tod durch den Strang verurteilt. Nach wenigen Wochen wurde das Todesurteil gegen Hussein vollstreckt – dreieinhalb Jahre zuvor war Saddam Hussein von der amerikanischen Armee entmachtet worden.
Dasselbe Schicksal ereilte den rumänischen Diktator Nicolae Ceausescu. Am Weihnachtstag 1989 wurden er und seine Frau Elena nach einem fragwürdigen Schnellprozess erschossen. Die anderen kommunistischen Despoten Osteuropas verloren im Epochenjahr 1989 zwar ihre Macht, sie blieben aber im Leben – wenngleich sie in der Bedeutungslosigkeit versanken. Der gestürzte DDR-Staatschef Erich Honecker durfte – nach einem Hin und Her zwischen Bonn und Moskau – nach Chile ausreisen. Ende Mai 1994 erlag Honecker einem Leberkrebsleiden.
Charles Taylor und Slobodan Milosevic vor Gericht
Einige Despoten sind vor dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gelandet. Einer von ihnen ist Charles Taylor, der frühere Präsident von Liberia. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft trägt Taylor, der sich seit 2007 vor Gericht verantworten muss, die «grösste Verantwortung für die furchtbaren Verbrechen», die in Sierra Leone begangen worden seien. Vor ein Kriegsverbrechertribunal kam auch Slobodan Milosevic. Der frühere Präsident von Jugoslawien und Serbien starb vor fünf Jahren an einem Herzinfarkt im Gefängnis – noch vor Ende des Prozesses. Angeklagt war Milosevic insbesondere wegen Gräuel in Bosnien, Kroatien und im Kosovo.
In der jüngeren Vergangenheit ist es für kriminelle Machthaber schwieriger geworden, sich ein Luxusversteck einzurichten. Die internationale Gemeinschaft beschliesst zunehmend Einreiseverbote, Kontensperren und Haftbefehle gegen Autokraten.
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