Trinken wir nun auf die Hinterbliebenen!
Warum Vorgesetzte alarmiert sein müssen, wenn ihre Mitarbeiter an Klassenzusammenkünfte gehen.
Nächste Woche feiere ich meinen 50. Geburtstag. Das könnte mich depressiv stimmen, weil ich nun in die problematische Gruppe der Ü50 wechsle. Andererseits steigt genau jetzt die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich beruflich verändere. Forscher eines renommierten US-Marktforschungsinstituts haben nämlich herausgefunden, dass Menschen nach runden Wiegenfesten und nach Klassenzusammenkünften häufiger die Stelle wechseln als sonst. Vorgesetzte sollten also alarmiert sein, wenn solche Ereignisse anstehen – und sich die betroffene Person zur Brust nehmen.
In diesem Zusammenhang frage ich mich: Warum werden eigentlich die vielen Abschiedsapéros im Büro nicht mehr genützt, um Talente an sich zu binden? Bei uns im Hause finden solche «Get-together» derzeit häufig statt, weil mehrere Personen gekündigt haben. Die ewige Spenderei für die Gspänli geht mir inzwischen auf die Nerven, und ich sehe nicht ein, warum die Chefs ihre Energie lediglich in die Scheidenden investieren. Natürlich gebietet es die Höflichkeit, den Abtrünnigen zu danken und ein paar Worte über ihr Wirken zu verlieren.
Aber warum zum Teufel kommt es den Chefs so selten in den Sinn, eine Rede für die Kerle und Mädels vorzubereiten, die dem Laden weiterhin die Treue halten? Firmen könnten viel Geld sparen mit ein paar aufmunternden Worten wie: «Äusserst schade, Frau Zuberbühler, dass Sie unsere Firma verlassen. Aber ich habe ja das riesige Glück, dass ich mit Frau Kofler, Herrn Lüthi und Herrn Mayer eine weitere Ladung an geballter Kompetenz im Team habe, und ich gratuliere diesen drei zu ihrem Entscheid, eine Runde anzuhängen. Also trinken wir nun auf die Hinterbliebenen!»
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