Üben unter realen Bedingungen
Was geschieht, wenn bei Nacht Personen auf der Sesselbahn Riggisalp stecken bleiben? Mit diesem Ernstfall haben sich die Mitarbeiter der Kaisereggbergbahnen Schwarzsee und die Alpine Rettung Schweiz befasst.

Es ist bereits dunkel, die Uhr zeigt kurz vor sieben Uhr am Abend. Auf den Zweiersesseln der Bahn Riggisalp in Schwarzsee sitzen 16 Passagiere, die gemeinsam einen gemütlichen Fondue-Plausch im Berghaus Riggisalp verbringen wollen. Plötzlich steht die Bahn still – ein technischer Defekt. Die Verantwortlichen der Kaisereggbahnen schaffen es nicht, innerhalb einer halben Stunde das Problem zu lösen. Sie müssen das Einsatzkorps der Alpinen Rettung Schweiz auf Platz holen. Mit diesem Szenario fand die jährliche Rettungsübung in Schwarzsee statt.
Klares Rettungskonzept
Schwere Rucksäcke, professionelle Kletterausrüstung und wetterfeste Funktionsbekleidung: Mit voller Montur stehen die 17 Rettungskräfte der Alpinen Rettung in der Talstation der Sesselbahn Riggisalp bereit und hören dem Einsatzleiter Roland Riedo aufmerksam zu. Hinter ihnen an der Wand sind Informationstafeln angebracht, die den Ablauf der Rettung beschreiben. Die 14 Masten der Sesselbahn sind in Sektoren eingeteilt, die jeweils einem Rettungsteam von drei Personen zugewiesen sind.
Die Anweisungen von Riedo sind klar: Per Funk müssen die Einsatzkräfte melden, wie viele Personen zu retten sind. «Ich will jederzeit wissen: Wann ist der Retter auf dem Mast, wann bei den Passagieren angelangt, wann sind sie sicher auf dem Boden angekommen?» Die Zeiten trägt er akribisch in einer Tabelle ein, um die Rettung am Schluss auszuwerten. «In maximal zwei Stunden müssen wir alle Passagiere in Sicherheit gebracht haben», erklärt der Einsatzleiter.
Die Rettung wird mit den Mitarbeitern der Kaisereggbahnen koordiniert. Die Verantwortung tragen Matthias Jungo, Geschäftsführer der Bahnen. Ein Bahnmitarbeiter begleitet jeweils ein Einsatzteam, um bei Bedarf mit der Bergbahn per Funk Kontakt aufzunehmen. Zusätzlich greifen die Fahrer der Pistenmaschinen der Alpinen Rettung unter die Arme, um die Rettungskräfte an den Einsatzort zu bringen und die Passagiere an den Sammelstellen abzuholen. Die Passagiere auf der Sesselbahn sind Mitglieder des Samaritervereins Plaffeien.
Aufwendige Kletterarbeit
Team 1 ist für die Rettung von zwei besetzten Sesseln verantwortlich. Die drei Einsatzkräfte starten am Masten über dem höhergelegenen besetzten Sessel. Ein Mann klettert mit voller Klettermontur auf den Masten und gelangt über das Drahtseil zu den Passagieren – die Rettungshelfer am Boden halten ihn derweil mit einem Seil fest, damit er nicht den Draht entlang hinunterrutscht. Bis der Retter zum ersten Sessel gelangt, muss er über einen leeren Sitz klettern und sich neu sichern; für den zweiten sogar über einen Masten.
Es ist laut um das Rettungsteam: Sie rufen sich jeden Schritt zu, den sie unternehmen. Bei den Passagieren angekommen, muss der Retter jeweils jeden Passagier einzeln mit einem Klettergurt um die Hüfte abseilen. Dies ist anspruchsvoll, da er sich zum einen auf die Person im Klettergerüst konzentrieren und zum anderen die noch im Sessel sitzende Person mit einer Hand sichern muss. Der Sessel schwankt hin und her, doch die Rettung ist schnell durchgeführt.
Eine Samariterin ist erleichtert, wieder den Boden unter ihren Füssen zu spüren. «Es wurde dann doch ein wenig frisch», sagt sie lachend und reibt sich ihre gerötete Nase. Einsatzleiter Riedo ist zufrieden. «Pro besetzten Sessel brauchten die Rettungskräfte im Schnitt eine Viertelstunde, und der gesamte Einsatz dauerte 75 Minuten. Wir haben den Zeitrahmen eingehalten.»
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