Neue Simulation zum ThunerseeUmleitung der Kander: Ein Drama in vier Akten
Kein Eingriff hat das Antlitz des Berner Oberlands mehr verändert als die Umleitung der Kander. Sie wurde vor mehr als 300 Jahren umgesetzt. Der Hydrologe Rolf Weingartner spricht von einem «Drama in vier Akten».

Sie ist der grösste Wildbach der Schweiz. Sie führt ebenso viel Wasser in den Thunersee wie die Aare – und dazu viel Geschiebe. Die Kander. Warum macht das ungestüme Wildwasser bei der Autobahnbrücke im Hani einen unvermittelten Knick in Richtung See? Und: Was hat das Thuner Bälliz mit der Kander zu tun, und dass in Thun ein grosser Waffenplatz entstand? Rolf Weingartner, emeritierter Hydrologie-Professor der Universität Bern, bezeichnet es als «Drama in vier Akten».
1. Akt: Morast und Malaria
Vom Strättlighügel Richtung Norden abgelenkt, floss die Kander bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts unterhalb von Thun, gleich gegenüber der Zulg, in die Aare. Kein Wunder, überschwemmte der Fluss mit seinen unberechenbaren Hochwassern immer wieder die flachen Gebiete bei Allmendingen, Thierachern, Uetendorf und auf der Thuner Allmend. Morast und Malaria waren die Folge. Schlimmer noch: «Transportierten die Hochwasser der Kander und Zulg gleichzeitig viel Geschiebe in die Aare, staute sich diese zurück», erklärt Weingartner. «Dadurch wurde Thun immer wieder von unten her überschwemmt.» So ersuchten die Thuner Behörden die gnädigen Herren von Bern um Abhilfe.