Umsteigefrei: Signal steht auf Orange
Mit der Inbetriebnahme der Umspuranlage in Zweisimmen am Mittwoch soll die umsteigefreie Fahrt zwischen dem Waadtland und dem Berner Oberland Ende 2020 definitiv eingeführt werden.
Von der Riviera des Genfersees bis nach Luzern im Zug sitzen bleiben: Mit der dafür nötigen «Dritten Schiene» zwischen Zweisimmen und Interlaken Ost liebäugeln Touristiker seit über 90 Jahren. Vor rund zehn Jahren wurde die Vision aus technischen Gründen auf den Abschnitt Montreux–Interlaken Ost reduziert und mit einem Umspursystem in Zweisimmen ersetzt. Damit sollen die Reisezugwagen der Montreux-Berner-Oberland-Bahn (MOB) bis an den Thunersee verkehren. Die Fortführung über die Brünig-Zahnradstrecke ist aus Konstruktions- und Gewichtsgründen kein Thema mehr.
Nach dem Bau der ersten von zwei Umspuranlagen und über 500 erfolgreichen Tests stellte die MOB die erste Anlage am Mittwoch in Zweisimmen den Medien vor. Der Bau der zweiten Anlage ist im Laufe des Jahres vorgesehen. Besonders stolz zeigten sich die Verantwortlichen über die Geschwindigkeit des Umspurvorgangs innerhalb weniger Sekunden.
Der «GoldenPass-Express» soll in Zukunft umsteigefrei zwischen Genfersee und Interlaken verkehren. Die Montreux-Berner-Oberland-Bahn (MOB) testet dafür variable Drehgestelle. Diese sind nötig, weil die Schmalspurbahn MOB nicht auf der Normalspur der BLS weiterfahren kann. Source: Keystone-SDA
Der ganze Vorgang umfasst das Wegstellen des aus Richtung Montreux ziehenden, zweiteiligen MOB-Triebwagens, das Beistellen der nach Interlaken schiebenden BLS-Lok samt Interfacewagen zum Überbrücken der verschiedenen Kupplungen und Puffer sowie das Umschalten der unterschiedlichen Stromsysteme. Die dafür benötigten acht Minuten passen laut Robertus Laan, BLS-Projektleiter Golden Pass Express, in die Fahrpläne und lassen den Passagieren Zeit, zu- oder auszusteigen.
«Acht Minuten für den Umspurvorgang reichen auch für die Passagiere zum Zu- und Aussteigen.»
Weiterfahren oder staunen
Dass Zweisimmen nicht vom Tourismus abgeschnitten werden soll, unterstrich MOB-Generaldirektor Georges Oberson mit der technischen Revolution, die Touristen aus aller Welt anziehen werde. Nebst den einheimischen und europäischen attestierte Oberson den chinesischen beziehungsweise den asiatischen Gästen genau diese Freude an der Technik. Nebst deren Absicht, in einem Tag vom Genfersee aufs Jungfraujoch zu reisen. Berechnet wurde ein Kundenplus von 15 Prozent. Den von der MOB entwickelten Prototyp aus dem Jahr 2018 ersetzte Alstom durch die aktuelle Version.
Auf der Umspuranlage werden die Wagenkästen mechanisch von den Drehgestellen abgehoben. Während sie auf Rollen weitergeführt werden, werden die Räder ebenfalls mechanisch zwischen den Spurweiten 1000 Millimeter (MOB) und 1435 Millimeter (BLS) verschoben. Zudem gleichen die Fahrzeuge unterschiedliche Perronhöhen aus. Wie die Medien vor Ort selber erleben konnten, nehmen die Passagiere den Vorgang kaum wahr.
Es bleibt noch viel zu tun
Bis die Signale für den Golden Pass Express auf den Fahrplanwechsel 2020/21 von Orange auf Grün wechseln werden, bleibt noch viel zu tun. Noch diesen Monat folgen die ersten Versuchsfahrten auf der BLS-Linie. Für das Jahr 2020 sind bei Stadler 19 Wagen bestellt. Nebst der 1. und der 2. Klasse sei eine Premiumklasse angedacht, jedoch kein Restaurantwagen, hiess es am Mittwoch. Vier noch anzupassende Wagen aus dem MOB-Bestand erfüllen das Behinderten-Gleichstellungsgesetz (BehiG). Die Kosten schätzt die MOB auf 76 Millionen Franken und verweist auf die Kantone Waadt, Bern und Freiburg sowie das Bundesamt für Verkehr als Partner.
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