SC Bern: Baustelle trotz SiegUnd wenn nun auch noch Torhüter Karhunen geht?
Der SCB gewinnt gegen Davos 5:1, verliert aber Verteidiger Eric Blum nach einem wüsten Check. Zudem zieht es Tomi Karhunen nach Schweden.

Selten sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft so nah beieinander wie an diesem Sonntagnachmittag in Bern.
Der HC Davos trifft die Vergangenheit. Vor zwei Wochen beendeten die Bündner und ihr Sportchef Raeto Raffainer die Zusammenarbeit. Nun ist Raffainer die starke Figur beim SCB.
Der SC Bern trifft auf die Zukunft. Davos-Assistent Johan Lundskog wird nächste Saison als Headcoach in Bern arbeiten.
Der SCB und der HCD treffen sich in der Gegenwart. Diese sieht für die Berner noch immer düster aus – selbst wenn sich die Equipe im Sonntagsgewand präsentiert, die Bündner 5:1 bezwingt. Die Differenz auf Ambri und einen Pre-Playoff-Platz verringert sich auf 8 Punkte (bei 5 Partien Rückstand).
Das Spiel gegen Davos ist atypisch für die Situation, in welcher der SCB steckt. In der 28. Minute verliert Thierry Bader im eigenen Drittel die Scheibe. Zuletzt hatte ein derartiger Fauxpas für den Tabellenletzten meistens Konsequenzen. Dieses Mal scheitern die Davoser Lorenz Kienzle und Chris Egli, im Gegenzug lenkt Vincent Praplan einen Schuss Jeremi Gerbers mit dem Bein ab – 3:0. Es ist eine Szene nach dem Motto: Wenns läuft, dann läufts. Erstaunlicherweise verläuft sie zugunsten des SCB, dem es gemeinhin so gar nicht läuft.
Blum wird mit einem Check dreifach verletzt
Gegen Davos ist die Equipe von Mario Kogler von Beginn an besser. Eric Blum ist vor Davyd Barandun für den Ablenker zur Stelle. André Heim veredelt seinen Sololauf im Powerplay mit einem Backhand-Lupfer unter die Latte. Praplan steht im Powerplay nach einem Querpass Dustin Jeffreys genau richtig. Selbst Jesper Olofsson kommt zu einem seltenen Erfolgserlebnis, nachdem der Schwede seit seiner Ankunft in Bern von 111 Schussversuchen nur einen Abschluss verwertet hat.
Zu reden gibt aber eine andere Szene – obwohl bei dieser im Prinzip keine zwei Meinungen existieren. In der 30. Minute trifft Fabrice Herzog den Berner Verteidiger Blum mit voller Wucht am Kopf. Die Aktion ist rücksichtslos, der Davoser nimmt eine Verletzung des Gegners in Kauf. Tatsächlich dürfte Blum seinem Team längere Zeit fehlen. Die erste Diagnose lautet: Hirnerschütterung, gebrochene Nase, Verletzung des AC-Gelenks.
Nach Blums Ausfall ist das Kader der Berner mehr denn je eine Baustelle. Der Schwede Ted Brithén hat sich ja auf Französisch verabschiedet. Er war bedient von seinem ersten Abenteuer im Ausland, wollte zurück zu seinem Stammclub Rögle, steht mittlerweile nicht mehr auf der Lohnliste der Berner.
Aus sportlicher Optik verliert Bern einen Center, der in der Hauptstadt zwar nie auf Touren gekommen ist, in seiner Heimat aber unverändert als einer der besten Mittelstürmer gilt.
Angebot für Karhunen, Vertrag für Olsson
Und: Nach Brithén zieht es einen weiteren Ausländer vorzeitig weg. Tomi Karhunen – der Finne zählt seit seiner Ankunft im Dezember 2019 zu den besten Torhütern der National League – würde gerne in den Norden wechseln. Ihm liegt ein Angebot über die Saison hinaus aus Schweden vor.
Kaum zufällig haben die Berner jüngst bei Gilles Senn ihr Interesse deponiert. Der Goalie steht zurzeit im Reserveteam der New Jersey Devils. Es ist nicht anzunehmen, dass der SCB in der jetzigen Situation und bei diesem eng getakteten Spielplan Karhunen ziehen lässt, ohne einen Ersatz zu verpflichten.
Klarheit existiert hingegen in Bezug auf die Besetzung des ersten Assistenten: Christer Olsson, zurzeit bei Örebro engagiert, wird gemäss Quellen aus Schweden ab kommender Saison dem neuen Cheftrainer Lundskog zur Seite stehen. Als Verteidiger bestritt er 59 Partien in der NHL. Es ist anzunehmen, dass sich der 50-Jährige in Bern der Abwehrspieler annehmen wird.
Die weiteren Spiele
In den Sonntagsspielen der National League verpasste es Fribourg-Gottéron, an den ZSC Lions vorbei auf Platz 2 vorzustossen. Das 2:4 gegen Biel war eine der seltenen Heimniederlagen.
Noch überraschender war die 2:4-Niederlage von Lugano gegen die Lakers, nachdem die Tessiner zuvor achtmal in Serie gewonnen hatten.
Weniger überraschend hingegen war das 2:4 der SCL Tigers gegen den Leader EV Zug. Dabei erzielte Gregory Hofmann, dessen NHL-Rechte von den Columbus Blue Jackets übernommen wurden, seinen 17. Saisontreffer. Teamkollege Lino Martschini, in der letzten Saison einer der fleissigsten Skorer beim EVZ, traf erst zum zweiten Mal in dieser Saison.
Das Spiel zwischen Ambri und Lausanne ging in die Verlängerung. Dort benötigte Cory Emmerton lediglich 5 Sekunden, um den Waadtländern mit dem 3:2 den Zusatzpunkt zu sichern.
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