Unterschätzt und unverstanden
Der Kommentar von Sportredaktor Philipp Rindlisbacher zum Abgang des Tigers-Sportchefs Jörg Reber.
Mit Jörg Reber verlieren die SCL Tigers ihr sportliches Gewissen. Auf der operativen Ebene trägt er die Hauptverantwortung, sein Wort hat viel Gewicht.
Den einflussreichen Verwaltungsräten steht er nahe, und weil es dem Gremium weitgehend an Eishockeykompetenz mangelt, wird fast alles in seine Hände gelegt. Reber wird eine Lücke hinterlassen – auch wenn er sich als Bindeglied zwischen Nachwuchs und erster Mannschaft weiterhin in gewisser Form mit dem NLA-Team auseinandersetzen dürfte.
Es ist erstaunlich, mit wie viel Gegenwind sich der Sportchef während seiner vierjährigen Amtszeit konfrontiert gesehen hat. Der Erfolg jedenfalls ist mit dem Aufstieg 2015 sowie den letzten drei Saisons ohne Abstiegssorgen nicht ausgeblieben.
Zudem hatte Reber – notabene als Lehrling – die Courage, die Zusammenarbeit mit Startrainer Bengt-Ake Gustafsson nach der NLA-Rückkehr nicht zu verlängern, weil dessen Laisser-faire-Politik Schiffbruch zu erleiden drohte. Oft aber wird seine Arbeit auf die Trainerwechsel, auf die fehlende Kontinuität bei den Ausländern, auf die ungeschickte Kommunikation nach fluchtartigen Abgängen und auf Mitläufertransfers reduziert. Zuweilen fühlte er sich unverstanden.
Die Kritik ist nicht spurlos an ihm vorbeigegangen; sie hat ihn etwas zermürbt, weil ihm womöglich die Gelassenheit für die exponierte Rolle fehlt. Es ist aber nicht Rebers Fehler, wird in Langnau penetrant defensiv budgetiert, das kleinste wirtschaftliche Risiko gescheut. Er versuchte, Leistungsträger wie Etienne Froidevaux, Philippe Furrer und Joël Genazzi zu verpflichten, hatte aber gegen die finanzkräftigere Konkurrenz das Nachsehen. Von gewissen Agenten wurde er wegen seiner Offerten gar hochgenommen.
Es ist die Ironie des Schicksals, kann Jörg Reber seine Kritiker mit der passenden Wahl seines Nachfolgers besänftigen. Wobei die Lösung auf der Hand liegt, das Anforderungsprofil auf den im Herbst als Bauernopfer in Kloten entlassenen Pascal Müller zugeschnitten ist. Müller ist loyal, bringt Erfahrung und Netzwerk mit – und als gebürtiger Langnauer und einstiger Tigers-Profi ist er mit den speziellen Gegebenheiten im Emmental bestens vertraut.
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